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KI-Algorithmus Aortenstenosen intelligent identifizieren

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Getestet wurden die Herzechos von von ca. 177.000 Personen. Getestet wurden die Herzechos von von ca. 177.000 Personen. © greenbutterfly – stock.adobe.com
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Die Aortenstenose ist mit einer hohen Mortalität behaftet. Die Indikation für eine Klappenreparatur richtet sich nach Echobefunden. Künstliche Intelligenz könnte dabei helfen, sie künftig sicherer zu stellen.

Die Indikation zum Klappenersatz bei einer Aortenstenose (AS) wird i.d.R. anhand echokardiografischer Parameter gestellt. Allerdings erhält trotz bestehender Indikation dann weniger als die Hälfte der Betroffenen wirklich eine OP. Zudem gibt es immer mehr Evidenz dafür, dass sehr viele Menschen, die nicht ins Auswahlraster passen, von dem Eingriff profitieren würden. „Es schrillen die Alarmglocken für eine Unterversorgung“, mahnte Prof. Dr. Geoffrey Strange, Faculty of Medicine, Universität Sydney.

In der AI-ENHANCED-Studie wurde geprüft, ob ein mit Künstlicher Intelligenz erstellter Algorithmus dabei helfen kann, Patienten mit moderat bis schwerer Aortenstenose und erhöhtem Mortalitätsrisiko zu identifizieren. Die Daten zum Training und Testen des Artificial Intelligence Decision Algorithm (AI-DSA) stammten aus der National Echo Database of Australia mit mehr als einer Million Echokardiogrammen von über 630.000 Patienten.

Getestet wurden die Herzechos von von ca. 177.000 Personen. AI-DSA identifizierte 2.606 mit einem mäßig bis schweren Phänotyp und 4.622 mit einem schweren. Unter letzteren erfüllten 3.566 (77,2 %) die Kriterien für eine schwere AS.

Weiterführende Untersuchung auf mögliche OP-Indikation

In der Gruppe mit schwerer AS, die den Leitliniendefinitionen entsprach, lag die 5-Jahres-Mortalität bei 69,1 %, im Kollektiv, das nur durch den Algorithmus als schwer eingestuft wurde, bei 64,4 %. Damit hat sich das System laut Mitautor Prof. Strange als zuverlässig in der Identifikation hochgefährdeter Patienten erwiesen. Künftig könnte es Kliniker darin unterstützen, Risikokandidaten weiterführend auf eine mögliche OP-Indikation hin zu untersuchen. Allerdings weiß man noch nicht, ob ein Klappenersatz tatsächlich das Überleben und die Lebensqualität von Menschen abseits der Leitlinienkriterien bessert.

Prof. Dr. Catherine Otto von der Heart Valve Clinic am University of Washington Medical Center in Seattle lobte die Studie. Allerdings warf sie die Frage in den Raum, ob man nicht zunächst die Qualität der echokardiografischen Untersuchung bessern sollte, anstatt künstliche Intelligenz einzusetzen: „Die Klappenöffnungsfläche zu messen, ist wirklich simpel, dafür brauchen wir keine KI.“ Nichtsdestotrotz sei die Studie ein Schritt in die richtige Richtung, um die Versorgung von Patienten mit Aortenstenose zu verbessern.

Quelle: European Society of Cardiology Congress 2022