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Asthma und die nicht-medikamentösen Säulen der Therapie

Autor: Dr. Elke Ruchalla

Ganz gleich, für welche Aktivität sich ein Asthmatiker entscheidet, einen positiven Einfluss auf Belastbarkeit, allgemeines Wohlbefinden und nicht zuletzt das Herz-Kreislauf-System erzielt er in jedem Fall. (Agenturfoto) Ganz gleich, für welche Aktivität sich ein Asthmatiker entscheidet, einen positiven Einfluss auf Belastbarkeit, allgemeines Wohlbefinden und nicht zuletzt das Herz-Kreislauf-System erzielt er in jedem Fall. (Agenturfoto) © iStock/Imgorthand
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Medikamente sind nicht alles – das gilt auch für die Asthmatherapie. Um die Krankheit besser zu kontrollieren und das Wohlbefinden der Patienten zu stärken, bieten sich einige nicht-pharmakologische Optionen an. Die Autoren der Nationalen Versorgungsleitlinie Asthma stellen sie vor.

Zu den wichtigsten nicht-medikamentösen Maßnahmen beim Asthma bronchiale gehört das Selbstmanagement der Patienten bei akut auftretender Atemnot. Dies setzt allerdings voraus, dass sie die notwendigen Techniken gelernt haben, etwa den Kutschersitz, um das Atmen zu erleichtern und die Lippenbremse, die ein langsameres Ausatmen ermög­licht. Das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, erleben Betroffene als sehr bedrohlich, das Wissen, was sie dagegen tun können, stärkt ihr Vertrauen in eigene Kompetenzen, schreiben die Autoren der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) Asthma 2020.

Was im Anfall zu tun ist und noch vieles mehr lernen die Asthmakranken am besten in speziellen Schulungen. Bei Kindern und Jugendlichen sollten die Eltern einbezogen werden. Arzt und Patient erarbeiten gemeinsam einen individuellen Asthma-Aktionsplan (s. Link im Kasten), der allerdings nicht in Stein gemeißelt ist. Die Inhalte müssen regelmäßig hinterfragt und ggf. angepasst werden. So mancher wird auch von einer Nachschulung profitieren.

Was immer auf die Tagesordnung gehört, ist regelmäßige körperliche Bewegung. Falls nötig, spricht der Arzt gleich die überflüssigen Pfunde seiner Patienten an, denn die sollten runter. Ganz gleich, für welche Aktivität sich ein Asthmatiker entscheidet, einen positiven Einfluss auf Belastbarkeit, allgemeines Wohlbefinden und nicht zuletzt das Herz-Kreislauf-System erzielt er in jedem Fall. Vorausgesetzt natürlich, seine Erkrankung ist medikamentös gut kontrolliert.

Befreiung vom Schulsport ist kontraproduktiv

Kinder sollten am regulären Sportunterricht teilnehmen. So fühlen sie sich zudem weniger ausgegrenzt. Spezielle Lungensportgruppen empfehlen die Leitlinienautoren eher für ältere und schwerer erkrankte Patienten. Kommt zum Asthma eine Atemfunktionsstörung dazu, gehören die Betroffenen in die Hände eines geschulten Atemphysiotherapeuten. Eventuell hilft die Maßnahme auch jenen, die große Angst vor Atemnot haben und daher jede Belastung vermeiden.

Hilfestellung aus dem Netz

Die einschlägigen Fachgesellschaften haben eine ganze Reihe von Materialien zum nicht-medikamentösen Vorgehen bei Asthma bronchiale zum kostenfreien Download zur Verfügung gestellt:

Absolut tabu sind Zigaretten und alles, was sich sonst so rauchen lässt. Qualmende Patienten benötigen beim Ausstieg Unterstützung (s. Link im Kasten), unter Umständen erleichtern Medikamente die Abstinenz. Nikotinkarenz ist im Übrigen für alle Personen angesagt, die im gleichen Haushalt leben. Asthmatiker benötigen eine rauchfreie Umgebung! Feuchte oder gar schimmelbefallene Innenräume sind ebenfalls „Gift“ und sollten saniert werden. Luftschadstoffe wie Feinstaub, Stickoxide und Ozon erschweren das Leben von Asthmatikern zusätzlich. Oberstes Gebot für Patienten mit allergischem Asthma ist natürlich, die auslösenden Allergene soweit wie möglich zu meiden. Dies kann leider auch bedeuten, Haustiere abzugeben. Lassen sich die Familien nur schwer von der Notwendigkeit überzeugen, helfen womöglich entsprechende Informationblätter (s. Link im Kasten). Undurchlässige Matratzen und Bettbezüge scheinen die Symptome einer Hausstaubmilbenallergie positiv zu beeinflussen. Allerdings mangelt es bisher an belastbaren Daten, schreiben die Experten.

Nutzen der Telemedizin noch unklar

Auch die Psyche kann „auf die Bronchien schlagen“. Man sollte bei seinem Patienten daher regelmäßig nachfragen, wie es zu Hause, in der Schule oder bei der Arbeit läuft. Besteht der Verdacht auf eine psychische Komponente, ist ggf. ein Psychologe oder Psychiater zu Rate zu ziehen. Verfahren der Telemedizin haben nicht nur in Zeiten von Corona Auftrieb. Ob und welche Techniken beim Management des Asthma bronchiale hilfreich sind oder eher schaden, ist nach Aussage der Leitlinienautoren noch unklar. Apps fürs Smartphone sowie computer- bzw. internetbasierte Interventionen können Segen, aber auch Fluch zugleich sein. Gerade Jugendliche lassen sich womöglich gern mit einem Brummen ihres Telefons an ihre Medikamente erinnern. Unter Umständen fesseln die digitalen Anwendungen aber junge Asthmatiker noch mehr an den Schreibtisch, was zum Bewegungsmangel führt.

Quelle: Nationale Versorgungsleitlinie Asthma 2020, AWMF-Register-Nr. nvl - 002