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Grüner Star Auch alte Augen unters Messer

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Bei alten Patienten mit gutem Allgemeinzustand ist die operative Behandlung des erhöhten Augeninnendrucks nicht kontraindiziert. (Argenturfoto)
Bei alten Patienten mit gutem Allgemeinzustand ist die operative Behandlung des erhöhten Augeninnendrucks nicht kontraindiziert. (Argenturfoto) © iStock/Nastasic; Science Photo Library/Tompkinson, Geoff
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Ein Glaukom mit Gesichtsfeldausfall erhöht bei betagten Patienten die Sturzgefahr beträchtlich. Umso wichtiger ist die rechtzeitige und konsequente Senkung des Augeninnendrucks.

Je einfacher das Therapieschema bei der Glaukomtherapie, desto bereitwilliger ziehen die Patienten mit. Bei Senioren hat es sich deshalb bewährt, maximal zwei Präparate mit höchstens zwei Tropfapplikationen täglich zu verordnen. Besondere Umsicht erfordert die Augeninnendrucksenkung mit betablockerhaltigen Augentropfen. Denn diese können bei älteren Menschen vermehrt pulmonale und kardiale Komplikationen auslösen. Als Alternativen kommen infrage:

  • Prostaglandine
  • lokale oder systemische Carboanhydrasehemmer
  • Alphaagonisten

Damit die medikamentöse Therapie gelingt, muss der Patient die Tropfen zuverlässig selbst applizieren können oder einen Angehörigen haben, der dies übernimmt, schreiben Dr. Frances Meier-Gibbons vom Augenzentrum Rapperswil in der Schweiz und PD Dr. Christian Wolfram von der Augenklinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

Lasertherapie erspart Augentropfen

Eine weitere Therapieoption ist die Lasertrabekuloplastik. Sie ist als Erstlinienbehandlung bei Patienten mit leichtem bis moderatem Glaukom angezeigt, die eine Reduktion des Augeninnendrucks um etwa 25 % benötigen. Die beiden Autoren führen die Lasertherapie bei älteren Patienten häufig durch, da nahezu keine Komplikationen auftreten und sich mit ihr die topische Glaukomtherapie im Idealfall reduzieren lässt.

In der Vergangenheit wurde die operative Augeninnendrucksenkung beim älteren Glaukompatienten eher selten eingesetzt. Die beiden Ophthalmologen berichten, dass sie zunehmend Menschen mit progredienter Erkrankung behandeln, bei denen die Intervention vor Jahren aus Altersgründen abgelehnt wurde und die nun über fortschreitende Gesichtsfeldausfälle und deutlich geminderte Lebensqualität klagen. Sie plädieren daher dafür, bei Patienten in gutem Allgemeinzustand beizeiten eine Operation zur intraokulären Drucksenkung zu erwägen.

Zu tüdelig zum Tropfen

Wenn der Augeninnendruck trotz Therapie hoch bleibt und der Glaukomschaden fortschreitet, sollte man sich einmal die Applikationstechnik vorführen lassen, empfiehlt eine Autorengruppe von der Northwestern University in Chicago. In der Studie der Ophthalmologen gelang nur 87 von 101 Teilnehmern die effektive Applikation der Augentropfen – mit Konsequenzen für die Prognose: Während des durchschnittlich fünfjährigen Follow-up kam es bei 72 % der Patienten zur Progression des Grünen Stars oder es wurde eine chirurgische Intervention erforderlich. Eine derartige Befundverschlechterung trat nur bei 68 % der Patienten mit der richtigen Tropftechnik ein, aber bei allen, die die Medikamente ineffektiv anwendeten, schreiben Dr. Alekya Rajanala und Koautoren. Als effektiv werteten die Wissenschaftler die Anwendung, wenn mindestens ein Tropfen pro Versuch die Oberfläche des Auges erreicht hatte.

Quelle: Rajanala AP et al. J Glaucoma 2022; 31: 156-159; DOI: 10.1097/IJG.0000000000001982

Unter Kortison regelmäßig Druck kontrollieren

Aufgrund der oft zahlreichen Begleiterkrankungen sind bei Senioren Medikamentenwechselwirkungen zu beachten. Bekanntermaßen reagiert etwa ein Drittel der Menschen auf lokale Steroide mit einer Steigerung des Augeninnendrucks, berichten die beiden Experten. Zwar konnte eine einzelne Studie speziell für die inhalative Kortisonanwendung kein erhöhtes Risiko belegen. Dennoch empfehlen Dr. Meier-Gibbons und Dr. Wolfram für alle Patienten, die in irgendeiner Form Kortison anwenden, die regelmäßige Kontrolle des intraokulären Drucks. Anticholinergika dürfen bei Personen mit Engwinkelsituation nur mit Vorsicht eingesetzt werden, da sie einen Glaukomanfall auslösen können.

Quelle: Meier-Gibbons F, Wolfram C. Z prakt Augenheilkd 2022; 43: 167-171