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Mehrfache Commotio cerebri Auch auf psychische Störungen achten

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Auch für die stark verzögerte Rekonvaleszenz spielten frühere Gehirnerschütterungen als Risikofaktor eindeutig eine Rolle. Auch für die stark verzögerte Rekonvaleszenz spielten frühere Gehirnerschütterungen als Risikofaktor eindeutig eine Rolle. © peterschreiber.media – stock.adobe.com
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Bis zu ein Drittel der Jugendlichen erholt sich nach einer Gehirnerschütterung nicht wie üblich innerhalb von 1−3 Wochen, sondern erst deutlich später. Welche Risikofaktoren eine Rolle für eine prolongierte (> 28 Tage) oder stark verzögerte (> 90 Tage) Erholung spielen, war bislang unklar.

US-amerikanische Forscher analysierten deshalb retrospektiv die Daten von 4.937 Ereignissen bei 3.841 Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren, die sich aufgrund einer Commotio cerebri an einem Standort des Nationwide Children’s Hospital vorgestellt hatten. Bei allen lag eine ärztlich bescheinigte Diagnose vor.

42,3 % der Patienten hatten angegeben, trotz des Unfalls ihre (sportliche) Aktivität fortgesetzt zu haben. Mehr als ein Drittel hatte bereits früher eine Commotio erlitten. Diese Jugendlichen erholten sich von dem aktuellen Trauma häufiger erst nach > 28 Tagen. Die adjustierte Risk Ratio (ARR) betrug 1,21 bei nur einer zurückliegenden Commotio und 1,36 für drei und mehr. Das Risiko stieg zudem bei schweren initialen Symptomen auf mehr als das Doppelte an. Auch für die stark verzögerte Rekonvaleszenz spielten frühere Gehirnerschütterungen als Risikofaktor eindeutig eine Rolle. In diesen Fällen waren zudem über 15-Jährige etwas häufiger betroffen.

ADHS und Angst ziehen Genesung in die Länge

Mit einer ARR von 1,14 erhöhte zudem eine vorhandene ADHS das Risiko für eine prolongierte Erholung. Bei der stark verzögerten Erholung spielte hingegen eine komorbide Angststörung eine Rolle (ARR 1,47). Bei der Einschätzung des weiteren Betreuungsbedarfs von Jugendlichen mit Commotio cerebri sollten Ärzte auch auf psychische Erkrankungen achten, empfehlen die Autoren.

Quelle: Cuff S et al. Br J Sports Med 2022; 56: 1345-1352; doi: 10.1136/bjsports-2022-105598