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Sakrale Stressfraktur Auf Biegen und Brechen trainiert

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Kreuzschmerzen bei Leistungssportlern darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Kreuzschmerzen bei Leistungssportlern darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. © iStock/alexytrener
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Wenn Sportler über Kreuzschmerzen klagen, sollte man auch an eine Stressfraktur denken. Diese wird wegen der unspezifischen Beschwerden oft lange verkannt oder mit anderen Diagnosen verwechselt.

Kreuzschmerzen bei Leistungssportlern darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn der Auslöser kann auch eine Stressfraktur sein. Diese wird wegen der unspezifischen Beschwerden oft übersehen oder erst spät diagnostiziert. Als typisches Fallbeispiel für eine sakrale Stressfraktur stellten Dr. Felix Hoffmann vom Centre Hospitalier de Luxembourg und Kollegen einen 23-jährigen Fußballer vor, der wegen einer schweren Lumbalgie mit dem Training aufhören musste.

Der Mann hatte vorher nie Rückenschmerzen gehabt

Seine Beschwerden waren nach einem 10-km-Lauf in der Winterpause aufgetreten und hatten sich in den vergangenen 14 Tagen verschlimmert. Der Mann hatte vorher nie Rückenschmerzen gehabt und absolvierte ein wöchentliches Trainingspensum von bis zu 20 h.

Bei der klinischen Untersuchung fiel eine eingeschränkte Beweglichkeit in LWS und Hüftgelenken auf, außerdem eine schlechte neuromuskuläre Kontrolle des Beckens und diffuse Druckschmerzen v.a. im linken Sakroiliakalgelenk und Os sacrum. Das Röntgenbild zeigte eine Spondylolyse in Höhe L5 mit erstgradiger Spondylolisthese von L5/S1. Weil der Patient auf Physiotherapie und die intramuskuläre Infiltration eines Lokalanästhetikums nur kurzfristig ansprach, wurde eine MRT veranlasst. Diese zeigte die Ursache der Beschwerden: eine sakrale Stressfraktur der linken Massa lateralis.

Zur Behandlung verordneten die Ärzte eine sechswöchige Trainings- und Spielpause sowie eine Supplementierung mit Kalzium und Vitamin D zur besseren Abheilung. Nach der Ruhephase zeigte die MRT eine deutliche Reduktion des Knochenödems mit beginnender Frakturheilung. Daraufhin durfte der Patient mit 20%iger Belastung auf dem Antigravitationslaufband trainieren (max. 30 Min). Dieses Pensum wurde bei Beschwerdefreiheit wöchentlich um 10 % gesteigert. Zehn Wochen nach der Diagnose ließen sich im MRT nur noch minimale Residuen der Fraktur erkennen und langsames Joggen bei voller Gewichtsbelastung war wieder möglich. Ins Team kehrte der junge Mann erst nach 108 Tagen bzw. 17 versäumten Spielen zurück.

Zu den Risikofaktoren für sakrale Stressfrakturen zählen Langstreckenlauf, wiederholte Aktivitäten mit voller Belastung über lange Zeiträume, eine kurzfristige Steigerung des Trainingspensums sowie eine unzureichende Energiezufuhr. Ob die Spondylolisthese des Mannes eine Rolle spielte, ist nicht sicher. Klinisch berichten Patienten oft über Schmerzen im unteren Rücken und Gesäß, manchmal auch in Hüfte und Leiste. Bei der Untersuchung fällt typischerweise eine Druckempfindlichkeit über Kreuzbein und Iliosakralgelenk auf. Im Röntgenbild ist die Läsion oft nicht zu erkennen, als Methode der Wahl gilt daher die MRT.

Bei häufigen Frakturen genauer nachforschen

Treten Stressfrakturen bei Männern häufiger auf, sollten ein Kaloriendefizit (mit oder ohne Essstörung) sowie ein hypogonadotroper Hypogonadismus und erniedrigte Knochendichte ausgeschlossen werden. Bei Frauen sind Essstörungen, Amenorrhö (> drei Monate) und Osteoporose zu eruieren.

Quelle: Hoffmann F et al. Dtsch Z Sportmed 2022; 73: 43-48; DOI: 10.5960/dzsm.2021.515