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Retinale Gefäßverschlüsse Aufgepasst bei jungen Augen!

Autor: Dr. Vera Seifert

Rupturierter Zentralvenenverschluss mit Einblutungen in die Retina. Rupturierter Zentralvenenverschluss mit Einblutungen in die Retina. © Science Photo Library/Ford, Sue
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Retinale Gefäßverschlüsse verlaufen bei Jüngeren meist mild, vielleicht weil sie über bessere Kompensationsmechanismen verfügen. Dennoch darf man sich nicht blind auf eine günstige Prognose verlassen. 

Da Verschlüsse der Augengefäße bei Jüngeren selten sind, weiß man vergleichsweise wenig über sie, schreibt Prof. Dr. Nicolas Feltgen von der Universitätsaugenklinik Göttingen. Zentralvenenverschlüsse treffen z.B. nur in 10–15 % der Fälle Menschen unter 50. Wie bei älteren Personen gelten u.a. Hypertonie, Diabetes mellitus und Dyslipidämie als Risikofaktoren und natürlich ein erhöhter Augeninnendruck (Glaukom). Bei Jüngeren häufiger ist dagegen das Hyperviskositätssyndrom, bei dem z.B. Dehydratation, Makroglobulinämie, multiples Myelom, Leukämie oder Eisenmangel die Fließeigenschaften des Blutes verändern. Zudem findet man bei Betroffenen zwischen 16 und 45 Jahren in 80 % der Fälle eine Gerinnungsstörung, die sowohl für venöse als auch für arterielle Verschlüsse sorgen kann. Zu nennen sind hier u.a. APC-Resistenz, Antiphospholipid-Syndrom, erhöhte Lipoprotein(a)-Spiegel, erhöhte Faktor-VIII-Aktivität und Homocysteinämie.

Dass moderne Kontrazeptiva eine bedeutende Rolle spielen, ist für Prof. Feltgen eher unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Tritt ein Zentralvenenverschluss beidseitig auf, stehen zudem Autoimmunerkrankungen auf der Verdächtigenliste. Auch Infektionen wie HIV oder Syphilis könnten dahinterstecken. Bei einem Arterienverschluss müssen eine Erkrankung der Herzklappen und eine Karotisstenose ausgeschlossen werden.

Neben einer gründlichen augen­ärztlichen Untersuchung gehört zur Basisdiagnostik:

  • Blutdruckmessung
  • großes Blutbild (Hämatokrit!)
  • Blutfette
  • Entzündungsparameter
  • Nüchternblutzucker oder HbA1c

Alle Patienten sollten über ein Jahr lang engmaschig kontrolliert werden. Bei arteriellen Verschlüssen ist die Visusprognose deutlich schlechter als bei venösen.

Quelle: Feltgen N. Z. prakt. Augenheilk. 2023; 44: 417-429