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Cholezystitis Augenmerk auf die Galle bei Typ-2-Diabetes

Autor: Dr. Judith Lorenz

Das Risiko für Cholezystitis nahm um 43 % zu. Das Risiko für Cholezystitis nahm um 43 % zu. © magicmine– stock.adobe.com
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Unter der Gabe von bestimmten Antidiabetika kommt es offenbar auffallend häufig zu Problemen im Bereich der Galle. Dies betrifft vor allem Patienten mit Typ 2, die die Medikamente über einen längeren Zeitraum bekommen.

Dipeptidylpeptidase-4 (DPP4)-Inhibitoren zählen weltweit zu den am häufigsten in der Therapie des Typ 2-Diabetes eingesetzten Wirkstoffen. Diese Substanzklasse begünstigt allerdings – insbesondere bei längerer Einnahme – Entzündungen der Gallenblase. Das belegt eine aktuelle Metaanalyse von Studiendaten. DPP4-Inhibitoren erhöhen die Bioverfügbarkeit von endogenem Glucagon-like Peptid 1 (GLP1) und von glukoseabhängigem insulinotropem Peptid (GIP), erläutert ein Forscherteam um Liyun He vom Peking Union Medical College ­Hospital. Da diese beiden Inkretine die postprandiale Gallenblasenmotilität beeinträchtigen können, stellt sich die Frage, inwiefern die Einnahme von DPP4-Inhibitoren für Erkrankungen der Gallenblase bzw. der Gallenwege prädisponiert.

Analyse fußt auf 82 Studien mit DPP4-Inhibitoren

Um dies zu klären, werteten die Forscher die Daten von 104.833 Personen mit Typ-2-Diabetes aus. Sie alle waren im Rahmen von 82 randomisierten kontrollierten Studien mit DPP4-Inhibitoren, anderen Antidiabetika bzw. Placebo behandelt worden.

Im Vergleich zu Placebo oder nicht über die Inkretinachse wirkenden Antidiabetika nahm unter DPP4-Inhibitoren das Risiko für den kombinierten Endpunkt „Gallenblasen- oder Gallenwegserkrankungen“ um 22 % und das Risiko für eine Cholezystitis um 43 % zu. Hiervon waren insbesondere diejenigen betroffen, die die Präparate sechs Monate oder länger einnahmen.

Abschließend unterzogen die Wissenschaftler drei Antidiabetika – DPP4-Inhibitoren, GLP1-Rezeptor­agonisten und SGLT2-Hemmer – einer Netzwerk-Metaanalyse, in die Daten aus 184 Studien einflossen. Hierbei zeigte sich: Im direkten Vergleich zu SGLT2-Hemmern, nicht aber im Vergleich zu GLP1-Rezeptoragonisten, erhöhten DPP4-Inhibitoren sowohl das Risiko für den Endpunkt „Gallenblasen- oder Gallenwegserkrankungen“ als auch für Cholezystitis.

Trotz des erhöhten relativen Risikos ist die absolute Cholezystitis-Risikozunahme unter DPP4-Hemmern mit 15 zusätzlichen Fällen pro 10.000 Personenjahren gering, so die Forschenden. Ihrer Ansicht nach wiegen die Vorteile dieser Substanzklasse diesen Nachteil auf. Nichtsdes­totrotz möchten sie das Bewusstsein für durch Antidiabetika induzierte Gallenblasenkomplikationen schärfen.

Quelle: He L et al. BMJ 2022; 377: e068882; DOI: 10.1136/bmj-2021-068882