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Blutzuckersensoren Auch Patienten mit Typ-2-Diabetes profitieren von kontinuierlicher Glukosemessung

Autor: Dr. Sofia Urner

Zu den häufigsten Komplikationen zählen Hautirritationen durch das Anbringen des Sensors. (Agenturfoto) Zu den häufigsten Komplikationen zählen Hautirritationen durch das Anbringen des Sensors. (Agenturfoto) © Andrey Popov – stock.adobe.com
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Internationale Leitlinien empfehlen den Einsatz von kontinuierlicher Glukosemessung generell bei insulinabhängigem Diabetes. Doch neueste Daten sprechen dafür, dass die Technik bei allen Patienten mit Typ-1- wie auch Typ-2-Diabetes die Blutzuckerkontrolle verbessert.

Kontinuierliche Glukosemessung (CGM) ermöglicht durch einen subkutan angebrachten Sensor die automatisierte Messung des interstitiellen Glukosespiegels. Sie wird als  Alternative zur manuellen Testung des Blutglukosespiegels am Finger immer wichtiger. Unterschieden wird dabei hauptsächlich zwischen zwei Formen: Während die Echtzeit-CGM die Glukosekonzentrationen kontinuierlich (in der Regel im Abstand von 1 bis 5 Minuten) an ein Smart Device überträgt, stellt die intermittierend gescannte CGM (isCGM) den Glukosewert nur auf Abruf bereit, wenn der Sensor mit einem Smart Device gescannt wird.

Die Genauigkeit der CGM-Systeme ist insgesamt vergleichbar mit der Blutglukosemessung über den Finger. CGM hat aber den Vorteil, dass Patienten über den Einzelwert hinaus auch frühere Glukosewerte ablesen können. Dadurch können Trends im Glukosespiegel über die Zeit wahrgenommen werden. Die meisten CGM-Systeme sind für die therapeutische Medikamentendosierung zugelassen, sodass Patienten unverzüglich auf die Messung reagieren können, ohne eine zusätzliche Blutglukosemessung über den Finger. Davon profitieren nicht nur Typ-1-Diabetiker, erklärt die Diabetesaktivistin ­Dana ­Lewis vom Projekt OpenAPS (Open Artificial Pancreas System) in Seattle gemeinsam mit Forschern aus den USA und Neuseeland. Laut einer Beobachtungsstudie bei Patienten mit einem insulinabhängigen Diabetes (sowohl Typ 1 als auch Typ 2) reduziert die Verwendung von CGM die Häufigkeit von Hypoglykämien um 63 % verglichen mit der Fingermessung.

Unabhängig von der Form (kontinuierlich oder isCGM) verlängert sich unter Verwendung der Technologie die Time in Range, also die Zeit, in der die Patienten sich in einem akzeptablen Glukosebereich (70–180 mg/dl) befinden. Gleichzeitig verkürzt sich die Zeit außerhalb dieses Normbereichs. Das zeigte eine Metaanalyse von 22 klinischen Studien mit Typ-1-Patienten.
Aus einer weiteren Metaanalyse geht hervor, dass die Verwendung von von CGM-Systemen den HbA1c-Wert reduzieren kann. Das gilt auch für Typ-2-Diabetiker, die ohne Insuline behandelt werden. Insbesondere scheint der frühe Einsatz von CGM eine Rolle zu spielen. So führte laut einer Studie der Einsatz der Technologie innerhalb des ersten Jahres nach Diagnose zu einem niedrigeren HbA1c-Wert und weniger diabetesbedingten Besuchen der Notaufnahme. CGM-Systeme seien zwar nicht gerade günstig, so die Studienautoren, sie gelten aber  wegen ihrer günstigen klinischen Auswirkungen als langfristig kosteneffektiver im Vergleich zur Blutglukosemessung am Finger.

Abgesehen von den klinischen Parametern steigert die Nutzung von CGM laut Patientenumfragen auch die Lebensqualität bei Typ-1- wie auch Typ-2-Diabetes. Nicht nur das Leben der Person mit Diabetes wird demnach verbessert, sondern auch das ihrer Lebenspartner.

Zu den häufigsten Komplikationen zählen Hautirritationen durch das Anbringen des Sensors. Einem systematischen Review zufolge handelt es sich meist um leichte Hautirritationen (69 %), lediglich 1,5 % der Komplikationen waren schwerwiegend. Bei der Verwendung sollte aber berücksichtigt werden, dass manche Substanzen die Zuverlässigkeit der Glukosemessung stören können, etwa bestimmte Medikamente oder die Einnahme von hohen Vitamin-C-Mengen (> 500 mg/d).

Quelle: Lewis DM et al. BMJ 2023; 380: e072420; DOI: 10.1136/bmj-2022-072420