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Typ-2-Diabetes Blutzuckersenkung nicht mehr allein im Fokus

Autor: Maria Weiß

SGLT2-Inhibitoren können mehr – und machen mehrere Ziele erreichbar. 
SGLT2-Inhibitoren können mehr – und machen mehrere Ziele erreichbar. © Monster Ztudio – stock.adobe.com
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Viele Menschen in der Praxis haben nicht nur einen Typ-2-Diabetes, sondern leiden gleichzeitig auch an ­Hypertonie, Dyslipidämie, Adipositas, KHK sowie Herz- und Niereninsuffizienz. Für die multifaktoriellen, zielwertorientierten Therapien dieses metabolischen Syndroms sind Medikamente mit mehreren Angriffspunkten von besonderer Bedeutung.

Alle Antidiabetika senken naturgemäß Blutzucker und HbA1cneuere Substanzgruppen wie SGLT2-Inhibitoren können aber deutlich mehr, erläuterte Professor Dr. Jochen Seufert von der Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg. So unterstützen SGLT2-Inhibitoren z.B. auch die Gewichtsabnahme und senken den Blutdruck.

Herz- und Nierenschutz unter SGLT2-Inhibitoren 

Für die SGLT2-Inhibitoren zeigten alle großen Endpunktstudien bei Typ-2-Diabetes ein einheitliches Ergebnis: Kardiovaskuläre Ereignisse, kardiovaskulärer Tod, Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz und renale Endpunkte gehen unter dieser Therapie im Vergleich zu Placebo deutlich zurück. Auch bei Menschen ohne Diabetes sind die positiven Effekte auf Herzinsuffizienz und renale Endpunkte inzwischen gut belegt und haben zu entsprechenden Zulassungen geführt. Darüber hinaus weisen Ergebnisse einer aktuellen retrospektiven Auswertung großer Studien darauf hin, dass SGLT2-Inhibitoren langfristig auch vor Vorhofflimmern schützen, sowohl im Vergleich zu DPP4-Inhibitoren als auch zu GLP1-RA. Auch dies gilt offensichtlich für Menschen mit und ohne Diabetes.

Wie werden die SGLT2-Inhibitoren heute bei Typ-2-Diabetes eingesetzt? In der neuen europäischen Leitlinie der EASD sind Glykämie- und Gewichtskontrolle bei Typ-2-Diabetes  auf Augenhöhe – genau wie die kardio­renale Protektion und die multifaktorielle Therapie der anderen kardiovaskulären Risikofaktoren. 

Einsatz auch unabhängig von Metformin und HbA1c

SGLT2-Inhibitoren spielen hierbei eine wesentliche Rolle. Sie sollen wie auch GLP1-Rezeptoragonisten bei kardiovaskulären Erkrankungen (oder hohem Risiko) eingesetzt werden – erstmals auch unabhängig von einer Metformintherapie oder dem HbA1c-Wert. In der Praxis bedeutet dies, dass bei Einsatz von SGLT2-Inhibtoren oder GLP1-RA keine  vorher etablierte Metformintherapie mehr gefordert wird und auch sehr gut eingestellte Personen, z. B. mit einem HbA1c von 6,4 %, diese Substanzen ggf. zusätzlich erhalten sollten. Bei ischämischen kardiovaskulären Erkrankungen sind die GLP1-RA wahrscheinlich noch etwas besser, SGLT2-Inihibitoren werden als zweite Wahl genannt. 

Einteilung der Antidiabetika in drei Gruppen (nach EASD-Leitlinie)

Welche Rolle spielen die neuen Substanzen beim glykämischen Management? 

  • Als „sehr potent“ bei der Senkung des HbA1c-Wertes gelten Dulaglutid (in einer hohen Dosierung), Semaglutid, Tirzepatid, Insulin, orale Kombinationen und die Kombination von GLP1-RA und Insulin. 
  • Eine hohe Wirksamkeit wird den oben nicht genannten GLP1-RA, Metformin, SGLT2-Hemmern, Sulfonylharnstoffen und Thiazolidindionen bescheinigt.
  • Das Schlusslicht mit mittelstarker Wirksamkeit bilden die DPP4-Hemmer.

Entscheidend für die Therapiewahl könnte dann u.a. auch der HbA1c-Ausgangswert sein.

Menschen mit Herzinsuffizienz sollten aufgrund der Studienlage auf jeden Fall einen SGLT2-Inhibitor erhalten; bei chronischer Niereninsuffizienz sollte ein SGLT2-Inhibitor oder GLP1-RA mit an Bord sein. Geht es vor allem um eine Gewichtsreduktion, haben GLP1-RA und Tirzepatid den größten und SGLT2-Inhibitoren einen mittleren Effekt. Gewichtsneutral sind Metformin und DPP4-Inhibitoren. Schon von Beginn sollte somit das individuelle Risikoprofil entscheidend für die Therapiewahl sein.

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