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Intensive Blutzucker-Reduktion Das muss nicht ins Auge gehen

Autor: Alexandra Simbrich

Bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer NPDR – welche die Mehrheit der Patienten in der Primärversorgung darstellen – könne der Blutzucker intensiv gesenkt werden. Bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer NPDR – welche die Mehrheit der Patienten in der Primärversorgung darstellen – könne der Blutzucker intensiv gesenkt werden. © fidaolga – stock.adobe.com
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Eine zu schnelle Blutzuckersenkung begünstigt die Verschlechterung bestehender Retinopathien? Das gilt offenbar nicht für leichtgradige Fälle.

Wird bei Typ-2-Diabetikern der Blutzucker zu aggressiv gesenkt, droht das frühe Fortschreiten einer vorbestehenden diabetischen Retinopathie (DR). Einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie aus Spanien zufolge gilt das aber nicht für alle Ausprägungen der Netzhauterkrankung.

Eine Verschlechterung der DR wurde etwa beobachtet, wenn Diabetespatienten von oralen Antidiabetika oder einer Ernährungsintervention auf Insulin oder einen GLP1-Rezeptoragonisten umgestellt werden, so Prof. Dr. Rafael Simó, Universitätsklinik Vall d’Hebron in Barcelona, und Kollegen. Der Schweregrad der bestehenden Retinopathie wurde dabei aber meist nicht berücksichtigt. Die Autoren untersuchten daher, ob eine rasche HbA1c-Senkung auch bei eher milden DR-Fällen vermieden werden sollte.

Aus einer spanischen Datenbank wählten sie 2.300 Diabetiker mit einer leichten oder moderaten nicht-proliferativen DR (NPDR) aus. Bei der Hälfte davon war die Krankheit früh fortgeschritten (Fälle). Die Senkung des HbA1c stuften die Autoren als „schnell“ ein, wenn die absolute Differenz zwischen zwei Werten in weniger als 12 Monaten > 1,5 Prozentpunkte betragen hatte. Als „sehr schnell“ galt eine Reduktion um > 2 Prozentpunkte in weniger als 6 Monaten.

In der durchschnittlichen absoluten Senkung des HbA1c-Wertes unterschieden sich Fälle und Kontrollen nicht (0,13 vs. 0,21). Auch der HbA1c-Wert am Ende des Untersuchungszeitraums war in den beiden Kollektiven gleich. Zudem fand sich kein Zusammenhang zwischen einer schnellen oder sehr schnellen Senkung des HbA1c und der Gruppenzugehörigkeit.

Kein Einfluss von Blutdruck und Baseline-Langzeitwert

Baseline-HbA1c-Werte, Hypertonie und die Einnahme oraler Antidiabetika hatten auf das Risiko einer frühen Verschlechterung der Retinopathie ebenfalls keinen Einfluss. Bei Patienten mit leichter oder mittelschwerer NPDR – welche die Mehrheit der Patienten in der Primärversorgung darstellen – könne der Blutzucker daher intensiv gesenkt werden, so die Autoren.

Quelle: Simó R et al. Diabetes Care 2023; 46: 1633-1639; DOI: 10.2337/dc22-2521