Von Neurodivergenz zu Neurodegeneration Autismus-Spektrum-Störung macht anfälliger für Parkinson

Autor: Sabine Mattes

Weltweit sind etwa 2 % aller Kinder von einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) betroffen. Weltweit sind etwa 2 % aller Kinder von einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) betroffen. © myboys.me - stock.adobe.com

Weltweit sind etwa 2 % aller Kinder von einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) betroffen. Die neuronale Entwicklungsstörung könnte das Risiko für spätere neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Parkinson erhöhen, schreibt ein Autorenteam um Dr. Weiyao Yin, Karolinska-Institut Stockholm.

Die Forschenden analysierten die Daten einer schwedischen prospektiven Bevölkerungskohorte mit knapp 2,3 Millionen Menschen der Geburtsjahrgänge 1974 bis 1999. Das Follow-up begann mit dem zwanzigsten Geburtstag der Teilnehmenden und endete spätestens im Jahr 2022; das Durchschnittsalter lag zu diesem Zeitpunkt bei 34 Jahren.

Depressionen verdoppelten das Parkinsonrisiko

Personen mit einer ASS-Diagnose (2,2 % der Kohorte) hatten ein 4,4-faches Risiko für Parkinson. Beobachtet wurden zwangsläufig nur Early-onset-Fälle, da die Untersuchten maximal 48 Jahre alt waren. Die Assoziation blieb auch nach Einbezug von Alter, Geschlecht, sozioökonomischem Status, Parkinson in der Familie sowie psychischen Erkrankungen der Teilnehmenden und ihrer Eltern stabil. Vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt gekommen zu sein – ein bekannter Risikofaktor für neurologische Entwicklungsstörungen – stand dagegen nicht mit Parkinson im Zusammenhang. Depressionen waren allerdings unabhängig von einer ASS-Diagnose mit einem verdoppelten Parkinsonrisiko assoziiert.

Ein Teil des Zusammenhangs ließ sich durch die Exposition gegenüber Antipsychotika erklären, erläutern Dr. Yin et al. Diese werden in der ASS-Therapie angewendet und können parkinsonartige Symptome verursachen. Die Prävalenz der chronischen Krankheit blieb jedoch auch erhöht, nachdem für die Behandlung adjustiert wurde.

Eine wichtige Rolle könnte der Botenstoff Dopamin spielen

Die Forschenden gehen davon aus, dass den beiden Diagnosen gemeinsame biologische Mechanismen zugrunde liegen. Eine wichtige Rolle könnte dabei der Botenstoff Dopamin spielen: Bei Parksinon sterben dopaminerge Nervenzellen in der Substantia nigra ab; auch bei Autismus könnte eine Dopamin-Dysfunktion eine wichtige Rolle spielen. Ob sich die vorliegenden Ergebnisse auf Late-onset-Parkinson übertragen lassen, müssen weitere Arbeiten zeigen.

Quelle: Yin W et al. JAMA Neurol 2025; doi: 10.1001/jamaneurol.2025.1284