Kapselendoskopie reicht oft nicht aus  Bei auffälligem Stuhltest besser gleich eine klassische Koloskopie durchführen 

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die Kapselendoskopie gilt als minimalinvasive Alternative zur herkömmlichen Koloskopie. Trotzdem sollte man ihr nicht unbedingt den Vortritt lassen. Die Kapselendoskopie gilt als minimalinvasive Alternative zur herkömmlichen Koloskopie. Trotzdem sollte man ihr nicht unbedingt den Vortritt lassen. © Silver Place - stock.adobe.com

Die Kapselendoskopie gilt als minimalinvasive Alternative zur herkömmlichen Koloskopie. Trotzdem sollte man ihr nicht unbedingt den Vortritt lassen.

Bei Menschen mit einem auffälligen fäkalen immunchemischen Test (FIT) detektiert die Kapselendoskopie zwar ähnlich viele fortgeschrittene Darmneoplasien wie die traditionelle Koloskopie. Ein Forscherteam um Prof. Dr. Gunnar Baatrup vom Universitätsklinikum Odense rät dennoch von dieser Strategie ab, u. a. weil oft trotzdem eine Koloskopie nötig ist.

Die Forschenden untersuchten in ihrer Arbeit, wie häufig sich Personen mit einem FIT-Screeningtest für die Kapselendoskopie entschieden, und ob die Wahl die Detektionsrate von Neoplasien beeinflusste. In Dänemark werden Menschen im Alter zwischen 50 und 74 Jahren alle zwei Jahre eingeladen, an einer FIT-basierten Darmkrebsfrüherkennung teilzunehmen. 396.676 Personen erhielten im Rahmen der Studie ein Screeningangebot. 62,6 % absolvierten den Stuhltest, der in 11.075 Fällen (4,5 %) positiv ausfiel. Etwa die Hälfte der Betroffenen zählte zur Kontrollgruppe. Ihnen wurde eine Standard-Koloskopie empfohlen. Die Personen der Interventionsgruppe konnten hingegen vorab zwischen der Kapsel- und der Standard-Koloskopie wählen: 46 % bevorzugten eine Kapselendoskopie und 11 % eine Koloskopie. 43 % hatten keine Präferenz angegeben und erhielten im Falle eines positiven FIT eine Koloskopie. 

Bei den Teilnehmenden mit einer Kapselendoskopie war in 70 % der Fälle anschließend noch eine Koloskopie nötig, z. B. wegen abklärungsbedürftiger Befunde und/oder einer inadäquaten Untersuchung. Die Detektionsrate fortgeschrittener Neoplasien war ähnlich in beiden Gruppen: 0,67 % im Interventions- und 0,64 % Kontrollarm.

Im Zuge des FIT-basierten Screenings scheint die Kapselendoskopie keine kosteneffiziente oder von Betroffenen bevorzugte Alternative zur Koloskopie darzustellen, so die Forschenden. Am ehesten sieht das Autorenteam eine Einsatzmöglichkeit in Kollektiven, bei denen nur selten mit behandlungsbedürftigen Befunden zu rechnen ist.

Quelle: Baatrup G et al. Gut 2025; doi: 10.1136/gutjnl-2024-333687