HPV-Impfquoten Bei HPV geht noch viel mehr

Autor: Dr. Vera Seifert

Von vielen Eltern wird die HPV-Impfung als weniger wichtig angesehen als andere Schutzimpfungen im Kindes- und Jugendalter. Von vielen Eltern wird die HPV-Impfung als weniger wichtig angesehen als andere Schutzimpfungen im Kindes- und Jugendalter. © kerkezz – stock.adobe.com

Die HPV-Impfquoten in Deutschland sind zu niedrig. Doch wie überzeugt man Mütter und Väter von der Notwendigkeit der Immunisierung gegen die krebsauslösenden Viren? Wer die Einstellungen der Eltern kennt, kann treffender argumentieren.

Die Impfung gegen das humane Papillomavirus (HPV) senkt das Risiko, einen mit diesen Erregern  assoziierten Tumor zu entwickeln, erheblich. Die STIKO empfiehlt sie daher seit 2007 für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen zwischen 9 und 14 Jahren. 2023 waren 55 % der 15-jährigen Mädchen und 34 % der Jungen dieses Alters vollständig geimpft. Damit schneidet Deutschland im europaweiten Vergleich eher schlecht ab, schreiben Dr. Ariane Kerst und Dr. Miriam Gerlich vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG, früher: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, BZgA).

Um die Akzeptanz der Impfung steigern zu können, muss man die Gründe für etwaige Vorbehalte kennen. Im Rahmen des Projekts PartnERship to Contrast HPV (PERCH) wurden daher zwischen dem 31. Mai und dem 19. Juli 2023 mehr als 1.400 Mütter und Väter bzw. Sorgeberechtigte telefonisch oder online befragt. In allen Haushalten lebten Kinder bzw. Jugendliche zwischen 9 und 15 Jahren.

Geringere Schulbildung der Eltern als Impfhindernis

Insgesamt überwog eine befürwortende Einstellung gegenüber Impfung: 24 % wollten ihr Kind auf jeden Fall und 13 % eher impfen lassen. 29 % gaben an: Mein Kind ist bereits geimpft. 21 % waren unentschlossen und 8 bzw. 5 % lehnten die Impfung eher bzw. auf jeden Fall ab. Dabei fiel auf, dass Eltern von Jungen häufiger unentschlossen waren als die von Mädchen (24 vs. 17 %). Mütter oder Väter ohne Abitur oder Fachabitur neigten ebenfalls häufiger zum Zaudern (23 vs. 17 %). Dasselbe galt für Elternteile, deren Muttersprache nicht Deutsch war (32 vs. 20 %). Über die Hälfte aller Befragten (54 %) fühlten sich sehr gut oder eher gut informiert. Auch hierbei gaben Eltern mit höherer Schulbildung und solche mit Deutsch als Muttersprache häufiger an, gut unterrichtet zu sein.

Detailliertere Fragen erhielten die Elternteile, deren Kind (noch) nicht geimpft war. Sie gaben als Informationsquelle zur HPV-Impfung am häufigsten Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte an (42 %). Gynäkologinnen und Gynäkologen sowie Hausärztinnen und -ärzte wurden seltener konsultiert (jeweils 17 %). Das höchste Vertrauen genossen Ärztinnen und Ärzte (85 %), gefolgt von Apothekerinnen und Apothekern (68 %). Am schlechtesten schnitten diesbezüglich das Internet im Allgemeinen und vor allem die sozialen Medien ab.

Elternteilen ungeimpfter Kinder legte man 17 Aussagen vor, die gegen eine Impfung sprechen könnten. Die größte Zustimmung (59 %) fand dabei die Feststellung: „Es gibt zu wenig Aufklärung zur HPV-Impfung.“ Mit der Aussage „Ich sehe momentan keine Notwendigkeit für eine Impfung, da mein Kind jung und sexuell noch nicht aktiv ist“ konnten sich 46 % identifizieren. Jeweils 40 bzw. 39 % stimmten der Begründung „Ich habe Angst vor möglichen Nebenwirkungen der HPV-Impfung“ und „Mein Kind soll später selbst über eine HPV-Impfung entscheiden“ zu. 18 % der Eltern standen Impfungen grundsätzlich misstrauisch gegenüber.

Das Argument „Mein Kind ist noch zu jung“ halten die Autorinnen für bedenklich. Denn später könnte die Impfung vergessen werden oder der erste sexuelle Kontakt vor der Impfung stattfinden. In diesem Kontext seien Früherkennungsuntersuchungen wie die J1 wichtig. Auch softwaregestützte Einladungs- und Erinnerungssysteme halten Dr. Kerst und Dr. Gerlich für ausbaufähig. Auf jeden Fall sollten Ärztinnen und Ärzte die HPV-Impfung aktiv ansprechen und frühzeitig durchführen. Informationsmaterialien und Fortbildungen könnten dabei unterstützen.

Quelle: Kerst A, Gerlich M. Bundesgesundheitsbl 2025; 68: 378-387; doi: 10.1007/s00103-025-04021-9