Nicht gleich den Hals aufschneiden Bei mildem Hyperparathyreoidismus reicht beobachten und kontrollieren

Autor: Birgit Maronde

Der Verlauf einer milden Form des primären Hyperparathyreoidismus wurde in der SIPH-Studie über zehn Jahre beobachtet. Der Verlauf einer milden Form des primären Hyperparathyreoidismus wurde in der SIPH-Studie über zehn Jahre beobachtet. © Василь Івасюк - stock.adobe.com

Der Verlauf einer milden Form des primären Hyperparathyreoidismus wurde in der SIPH-Studie über zehn Jahre beobachtet. Dabei ließ sich kein Vorteil durch eine Operation im Vergleich zur reinen Beobachtung feststellen

Der primäre Hyperparathyreoidismus (pHPT) ist die häufigste Ursache einer Hyperkalzämie. In 80 % der Fälle wird er durch ein Adenom der Nebenschilddrüsen verursacht, in 20 % liegen multiple Hyperplasien vor. Jeder zehnte pHPT tritt familiär auf. Schwere Formen mit Organbeteiligung („Stein-, Bein- und Magenpein“) werden heute nur noch selten beobachtet, meist liegt eine milde Form vor, sagte Prof. Dr. Matthias Weber von der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Sie fällt im Labor durch eine leichte Hyperkalzämie und eine Erhöhung des Parathormons auf, klinisch macht sie aber keine oder nur unspezifische Symptome. 

Die einzige kurative Therapie ist die Resektion des Adenoms. Ob Betroffene mit mildem pHPT tatsächlich davon profitieren, wurde in der prospektiven, randomisierten und kontrollierten SIPH-Studie untersucht. Initial hatten die 191 Teilnehmenden ein Serumkalzium zwischen 2,6 mmol/l (10,4 mg/dl) und 2,8 mmol/l (11,2 mg/dl), keine Nierensteine und sie waren zwischen 50 und 80 Jahre alt. Sie wurden entweder operiert oder man beschränkte sich aufs Beobachten. 

Im 10-Jahres-Follow-up zeigten sich keine Unterschiede im Outcome, weder beim Gesamtüberleben noch bei kardiovaskulären oder Krebserkrankungen, Frakturrate, Nephrolithiasis oder Lebensqualität. In einer Sekundäranalyse der Daten von 150 Teilnehmenden ergaben sich ebenfalls keine Unterschiede hinsichtlich des altersbedingten Abfalls der eGFR oder der Marker  für kardiovaskuläres Risiko und Inflammation. Der resorptive Knochenumbauparameter CTX-1 lag in der OP-Gruppe dagegen niedriger. 

Der Spiegel des Parathormons blieb auch in der Beobachtungsgruppe im Verlauf relativ stabil. Dies könnte auf einen verstellten Regelkreis bei mildem pHPT hindeuten, meinte Prof. Weber. Ihm erscheint es durchaus gerechtfertigt, eine milde primäre Überfunktion ohne Organkomplikationen konservativ zu behandeln. Man sollte das Vorgehen mit den Betroffenen individuell besprechen. Ohne OP sind jährliche Kontrollen erforderlich.

Quelle: 20. Diabetologie-Update-Seminar