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Bei Sepsis keine Zeit verlieren

Autor: Manuela Arand

Je schneller bei Blutvergiftung gehandelt wird, desto besser die Prognose. Je schneller bei Blutvergiftung gehandelt wird, desto besser die Prognose. © Fotolia/eyegelb
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Die Sepsis als schwerste infektiöse Komplikation führt immer noch häufig zum Tod. Das ließe sich möglicherweise ändern, wenn Pflegekräfte mehr Verantwortung für das Therapiemanagement bekämen.

Zu septischen Krankheitsbildern bei hämatoonkologischen Patienten gibt es vergleichsweise wenige Daten – und das obwohl bekannt ist, dass bei anhaltender Neutropenie mehr als 80 % der Betroffenen eine infektiöse Komplikation und etwa die Hälfte davon eine Sepsis entwickeln. Mit jeder Stunde, die bis zum Beginn der antibiotischen Therapie vergeht, steigt die Letalität, betonte Daniela Gatzka vom Universitätsklinikum in Freiburg.

Pilotstudie im Sepsismanagement gestartet

Vor diesem Hintergrund initiierten Pflegende und Ärzte am Freiburger Klinikum eine Pilotstudie, in der die Verantwortung für die Einleitung der Therapie in die Hände der Pflegekräfte gelegt wurde. Ziel war es, die Mitarbeiter im Sepsismanagement zu schulen, sodass dadurch die Zeit zwischen Fieberausbruch (Temperatur ≥ 38,5 °C oder mehr als eine Stunde ≥ 38 °C oder zweimal ≥ 38 °C binnen zwölf Stunden) und Antibiotikagabe auf unter 60 Minuten sinkt.

Hieran beteiligte sich zunächst eine Teststation der Onkologie mit 20 Betten. Bereits die Mitarbeiterbefragung ergab, dass sich das Projekt gelohnt hatte: Trauten sich vor Beginn der Studie nicht einmal 30 % ausreichende Kenntnisse über das Krankheitsbild zu, waren es hinterher über 90 %. Der gleiche Anteil an Mitarbeitern wusste, wann und wie Blut für Kulturen abgenommen und wann die Antibiotikagabe begonnen werden werden sollte.

Schnellere Antibiotikagabe und mehr Überlebenschancen

Im Untersuchungszeitraum wurden 74 Patienten behandelt, zum Vergleich diente eine historische Kontrollgruppe von 75 Patienten aus der Zeit vor der Untersuchung. Tatsächlich verkürzte sich die Zeit bis zur antibiotischen Therapie von 131 auf 44 Minuten. Das führte zwar nicht dazu, dass die Patienten das Krankenhaus schneller verlassen konnten (Verweildauer 27 bis 28 Tage). Aber es deutet sich an, dass die Überlebenschancen steigen: In der Interventionsgruppe starb lediglich ein Patient, in der Kontrollgruppe sieben Patienten. „Zeit ist ein entscheidender Faktor“, betonte die Referentin. Das Projekt solle weiter fortgeführt werden.

Quellen:
Gatzka D et al. Oncol Res Treat 2018; 41 (suppl 4): Abstract 1098
DGHO-Jahrestagung 2018