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Prostatektomie Betablocker gegen Rezidive?

Autor: Dr. Moyo Grebbin

Während der Operation ist der richtige Moment für Interventionen wie die Betablocker-Gabe. Während der Operation ist der richtige Moment für Interventionen wie die Betablocker-Gabe. © horizont21 – stock.adobe.com
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Die Idee, dass die Einnahme von Betablockern während Tumorresektionen Rezidiven vorbeugen könnten, ist nicht neu. Doch die Daten sind widersprüchlich. Einer Registerstudie zufolge könnte das daran liegen, dass nur ß2-Blocker den Effekt hervorrufen.

Nahmen Männer während einer Prostatektomie nicht-selektive Betablocker (nsBB) ein, mussten bei ihnen später weniger Rezidive behandelt werden. Das ergab eine Kohortenstudie auf der Basis norwegischer Registerdaten. Der Effekt beschränkte sich jedoch auf nsBB – für selektive Inhibitoren der ß1-Adrenorezeptoren (sBB) fanden die Wissenschaftler keinen Zusammenhang. Als Grund dahinter vermuten sie, dass die ß2-Rezeptorblockade dem perioperativen Stress und Katechol­amin-Signaling besser entgegenwirkt.

Diesen Mechanismus legen präklinische Ergebnisse nahe. Und auch klinisch findet die Idee, die perioperative Phase als „window of opportunity“ für Interventionen zu nutzen, Beachtung. Dennoch ist die Datenlage unklar: In epidemiologischen Studien bestanden verschiedene Zusammenhänge zwischen Betablockern und onkologischen Endpunkten, von positiven über keine bis hin zu negativen Einflüssen.

Einen der möglichen Gründe für die Diskrepanzen sahen Kollegen um Dr. ­Shivanthe ­Sivanesan von der Universitätsklinik Oslo u.a. darin, dass nsBB und sBB nicht immer separat analysiert wurden. Für ihre eigene Kohortenstudie griffen sie auf Daten des norwegischen Krebsregisters, Patientenregisters, einer nationalen Verschreibungsdatenbank und des norwegischen Registers für Todesursachen zurück.

Risiko für Rezidivtherapie um 36 % reduziert

Sie schlossen 11.117 nicht vorbehandelte Männer mit Prostatakrebs ein, denen zwischen 2008 und 2015 die Prostata entfernt worden war. Als Surrogat der Rezidivierung wählten sie den Start einer Behandlung des wiederaufgetretenen Tumors mittels Hormon-, Radio- oder Chemotherapie bzw. die prostatakrebsspezifische Mortalität. Um unvollständige Resektionen oder unerkannte Metastasierungen zum Zeitpunkt der OP auszuklammern, schlossen sie Patienten mit unmittelbarem Progress innerhalb des ersten halben Jahres nach dem Eingriff aus der Haupt­analyse aus.

Nach einem medianen Follow-up von 4,3 Jahren erhielten 1.622 Teilnehmer (14,6 %) eine Rezidivtherapie. Mit einer adjustierten Hazard Ratio von 0,64 war das Risiko dafür bei den 209 Männern, die während des Eingriffes nsBB eingenommen hatten, signifikant geringer. Für die 1.511 Patienten unter sBB-Behandlung fanden die Autoren keine entsprechende Assoziation (aHR 0,96). Auch eine nsBB-Einnahme in der Vergangenheit korrelierte nicht mit der Häufigkeit der Rezidivtherapie.

In Anbetracht der hohen Zahl durchgeführter Prostatektomien würde selbst eine kurze Verzögerung weiterer Krebsbehandlungen eine interventionelle Studie rechtfertigen, schlussfolgerte das Team um Dr. Sivanesan.

Quelle: Sivanesan S et al. JAMA Netw Open 2022; 5: e2145230; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.45230