Anzeige

Medizin und Markt 1A-Award 2023 Autor: MT

Über hundert Praxen in Deutschland bieten die Taktilografie zur Brustkrebsfrüherkennung
inzwischen an. Über hundert Praxen in Deutschland bieten die Taktilografie zur Brustkrebsfrüherkennung inzwischen an. © discovering hands
Anzeige

Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto besser die Heilungschancen. Sehbehinderte können dabei helfen. Sie verfügen über einen sehr ausgeprägten Tastsinn: Das kann in der Vorsorge den Unterschied machen. discovering hands, ein gemeinnütziges deutsches Sozialunternehmen, bietet genau diesen Service an und wird deshalb für den diesjährigen 1A-Award nominiert.

Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung und eine der häufigsten Todesursachen von Frauen – jedes Jahr erkranken in Deutschland knapp 70.000 Frauen daran. Eine frühzeitige Entdeckung ermöglicht eine weniger belastende Behandlung und verbessert die Überlebenschancen der Patientinnen erheblich.

Das Mammografie-Screening wird leider erst für Frauen ab 50 Jahren angeboten – eine präventive Mammografie ist vor diesem Zeitpunkt nicht vorgesehen, obwohl etwa 20 % der Brustkrebs-Neuerkrankungen auf Frauen unter 50 Jahre entfallen.

Die Standardlösung: Eine Brusttast-Untersuchung durch Gynäkologen für jüngere Frauen. Leider werden diese Untersuchungen nicht nach standardisierten Abläufen und oft unter hohem Zeitdruck durchgeführt. Und genau an diesem Punkt kommen sehbehinderte Frauen mit ihren ganz besonderen Fähigkeiten ins Spiel.

Selbst kleinste Veränderungen können erfühlt werden

Eine effektive Hilfe: Eine Studie belegt, dass der Tastsinn dieser Helferinnen so gut ausgeprägt ist, dass sie selbst kleinste Veränderungen ab ca. sechs Millimeter in der Brust fühlen können. Zum Vergleich: Frauenärzte tasten in der Regel Befunde ab ein bis zwei Zentimetern, Frauen im Rahmen einer nicht-strukturierten Selbstuntersuchung ab etwa zweieinhalb Zentimetern. Das Stadium eines Tumors ist aber entscheidend: Je kleiner der Tumor, desto früher das Stadium, desto höher die Heilungs- und Überlebens­chancen!

Der Duisburger Gynäkologe Dr. Frank­ Hoffmann hat deshalb vor 17 Jahren discovering hands ins Leben gerufen. Seine Idee hinter diesem Projekt: Den besonders ausgeprägten Tastsinn von stark sehbehinderten und blinden Frauen in der Brustkrebsfrüherkennung einzusetzen. Bei blinden Menschen nutzt das Gehirn die verbliebenen Sinnesreize intensiver. Studien belegen, dass von Geburt an blinde Menschen durch diese Neuroplastizität die eigentlich für das Sehen zuständigen Hirnareale zum Fühlen und Hören nutzen. Durch den besseren Tastsinn können daher auch sehr kleine Knoten in der Brust erkannt werden.

„Ich bin für meine Patientin nicht dann der beste Arzt, wenn ich optimal tasten kann. Ich bin der beste Arzt für sie, wenn ich für sie die richtige Diagnose stelle“, sagt Dr. Hoffmann. „Wenn ich mich dabei auf eine bessere Tastuntersuchung beziehen kann, die in der Lage ist, bereits kleinere Tumoren zu finden, dann kann das ja nur der Sicherheit meiner Diagnose dienen.“

discovering hands bildet blinde und sehbehinderte Frauen zu Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen (MTU) aus, die im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung eingesetzt werden und diese durch ihre besonderen Tastfähigkeiten nachhaltig verbessern. Die Taktilografie hat viele wissenschaftlich belegte Erfolge vorzuweisen: MTU ertas­ten circa 30 % mehr Gewebeveränderungen als Ärzte. Eine Untersuchung dauert je nach Brustgröße 30 bis 60 Minuten.

Betätigungsfeld für blinde Menschen

Diese Ausbildung füllt eine große Vorsorgelücke aus und schafft gleichzeitig ein sinnvolles Betätigungsfeld für Menschen mit Behinderung mit klaren Vorteilen für Patientinnen. Diese Leistungen werden von vielen Krankenkassen übernommen. Ein neues Betätigungsfeld ist die betriebliche Gesundheitsvorsorge.

Medical-Tribune-Kooperation – 1 A Pharma

Der Nominierte

Dr. Frank Hoffmann studierte Humanmedizin an der Universität Düsseldorf, ist als Frauenarzt in Duisburg niedergelassen und baute die größte gynäkologisch-fachärztliche Gemeinschaftspraxis der Region unter der Bezeichnung „Praxis für Frauen“ auf. Angespornt durch seine tägliche Arbeitserfahrung begann er 2006 mit der Entwicklung des weltweit einzigartigen Modells von discovering hands. Dieses Modell wurde inzwischen bereits erfolgreich in andere Länder (u.a. Indien) „exportiert“.