
Völlig losgelöst von dem Plaquekern Cholesterinembolien sind schwer zu diagnostizieren

Wegen Schüttelfrost, Fieber bis 39,2 °C und Übelkeit wurde der 79-jährige Patient eingewiesen. Wie die Ehefrau berichtet, ist er auch kurzzeitig verwirrt gewesen. Bei der körperlichen Untersuchung fällt eine livide Zeichnung der Bauchhaut mit netzartigen Streifen auf im Sinne einer Livedo racemosa, berichten Simona Jahnke und ihr Team, Stadtspital Zürich Triemli. Die Laborwerte zeigen eine Eosinophilie und eine Neutrophilie. Die Suche nach einer viralen Ursache der Entzündungssituation bleibt ergebnislos. PCR-Tests auf SARS-CoV-2, Influenza und RSV fallen negativ aus, in Blut- und Urinkulturen wächst ebenfalls kein Keim. Auch serologisch können keine erhöhten Antikörpertiter nachgewiesen werden bezüglich Hepatitis C und HIV. Lediglich die HBV-Serologie zeigt eine alte Serumnarbe. Sonografie und CT plus Angiografie des Abdomens helfen auch nicht weiter.
Allerdings ist die Vorgeschichte des Patienten bemerkenswert. Vor zwei Jahren wurde eine pAVK des linken Armes festgestellt mit zwei kurzstreckigen schweren Stenosen. Unmittelbar nach dem Abgang der linken Arteria subclavia hatte man weiche Plaques nachgewiesen. Außerdem war eine pAVK im Bereich der Beine diagnostiziert worden. Der Mann war lange Zeit starker Raucher mit einem Nikotinkonsum von 60 Packungsjahren, außerdem waren eine Dyslipidämie und ein Prädiabetes bekannt. Diese Informationen lassen die Schweizer Ärztin und ihre Kollegen vermuten, dass es zu einer spontanen Ruptur einer der Plaques gekommen ist mit nachfolgender Cholesterinembolie. Dazu würden auch die Hautveränderungen am Bauch passen. Denn die für die Haut über dem Abdomen zuständige Arteria epigastrica superior wird aus der Arteria subclavia gespeist. Die anfängliche Verwirrtheit könnte durch eine Cholesterinembolie in die linke Arteria vertebralis erklärt werden.
Wenn sich Cholesterinkristalle aus Plaques lösen, bleiben sie in der Regel in kleinen Arterien mit einem Durchmesser unter 200 µm oder in Arteriolen hängen. Eine Thromboembolie dagegen betrifft mittelgroße und große Arterien und führt am häufigsten zu Hirninfarkt bzw. TIA, aber auch zu akuten Ischämien in Extremitäten oder Organen. Zu Cholesterinembolien kommt es häufig nach Interventionen wie Angiografien oder nach Operationen an Gefäßen oder Herzklappen. Auslöser können zudem der Beginn einer Antikoagulation, eine Thrombolyse oder die Einnahme von Plättchen-Aggregationshemmern sein. Mitunter ereignen sich Cholesterinembolien spontan. Beweisen lässt sich eine solche Embolie allerdings selten. Dazu wäre eine Biopsie erforderlich, die man aber in der Regel – wie auch im beschriebenen Fall – wegen der fehlenden therapeutischen Konsequenz unterlässt. Je nach Quelle und Größe der Embolie sind die Symptome ganz unterschiedlich. Fieber, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Gewichtsverlust kommen unabhängig von der Lokalisation häufig vor. An spezifischen Zeichen findet man am häufigsten Hautmanifestationen wie Livedo, Gangrän oder Zyanose (blaue Zehen).
Behandelt wird symptomatisch und mit Statinen, um die Plaques zu stabilisieren. Bei dem 79-jährigen Patienten wurde ein Stent eingesetzt in einen langstreckigen Abgangsverschluss der linken Arteria femoralis superficialis. Am Tag danach traten noch einmal Schüttelfrost und Fieber auf. Im weiteren Verlauf und bei einer Kontrolle nach vier Wochen blieb der Patient beschwerdefrei
Quelle: Jahnke S et al., Dtsch Med Wochenschr 2025; 150: 754-757, doi: 10.1055/a-2564-2355