Chronisches Fatigue-Syndrom Cochrane-Review vergleicht Bewegung mit weiteren Behandlungsmethoden

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Bewegung ist eine der möglichen Behandlungsoptionen beim chronischen Fatigue-Syndrom. Bewegung ist eine der möglichen Behandlungsoptionen beim chronischen Fatigue-Syndrom. © JackF - stock.adobe.com

Bewegung wird in den Leitlinien zur Therapie des chronischen Fatigue-Syndroms empfohlen. Doch was bringt sie? Ein Autorenteam hat mithilfe von kontrollierten Studien die Evidenzlage geprüft.

Bewegung ist eine der möglichen Behandlungsoptionen beim chronischen Fatigue-Syndrom (CSF). Wie gut sie hilft, überprüfte ein Team um Lillebeth Larun, Norwegian Institute of Public Health in Oslo, anhand von acht kontrollierten Studien mit 1.518 Betroffenen. Die Bewegungstherapien dauerten zwischen 12 und 26 Wochen; zudem wurden Langzeitdaten bis 50 bzw. 72 Wochen erfasst. Die Teilnehmenden absolvierten aerobe Bewegungstherapien von Gehen über Schwimmen und Radfahren bis Tanzen, in einer Studie wurden die Effekte einer anaeroben Bewegungstherapie unter die Lupe genommen. Die Patientinnen und Patienten in den Kontrollgruppen erhielten derweil eine übliche Behandlung inkl. Entspannungsmethoden und/oder kognitive Verhaltenstherapie, unterstützendes Zuhören, pharmakologische Behandlungen oder Kombinationstherapien oder sie führten ein an die Einschränkungen angepasstes Leben.

Nach Analyse der Daten verringert eine Bewegungstherapie im Vergleich zu passiven Kontrollen wahrscheinlich die Fatigue und verbessert die körperliche Funktionsfähigkeit am Ende der Behandlung. Ob das Training auch auf Dauer einen Effekt hat, ist jedoch unsicher. Allerdings scheint durch Bewegung eine leichte, auch langfristige Verbesserung des Schlafs möglich. Im Vergleich zur kognitiven Verhaltenstherapie hat eine Bewegungstherapie offenbar keinen unterschiedlichen Effekt auf die Fatigue oder die körperliche Funktionsfähigkeit.

Lindert depressive Symptome mehr als bloße Anpassung

Verglichen mit einem an die Einschränkungen angepassten Leben lindert Bewegung möglicherweise langfristig sowohl die Fatigue als auch eine depressive Symptomatik, zudem bessert sie die körperliche Funktionsfähigkeit und den Schlaf. Ob eine Bewegungstherapie eine Fatigue besser reduzieren kann als Antidepressiva, lässt sich nicht sicher sagen.

Zu möglichen Nebenwirkungen einer Bewegungstherapie lassen sich aufgrund fehlender Evidenz keine sicheren Aussagen treffen, betont das Autorenteam. Zudem hat die Analyse der Daten insgesamt eine wichtige Limitation: Nach Einschätzung des Autorenteams wiesen alle Studien ein hohes Risiko für einen Performance- und einen Detektions-Bias auf.

Quelle: Larun L et al. Cochrane Database Syst Rev 2024; doi: 10.1002/14651858.CD003200.pub9