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COVID-19-Schwere korreliert nicht mit den Folgen

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Nach über 10 Wochen korrelierte keiner der pathologischen Befunde mit der Krankheitsschwere. Nach über 10 Wochen korrelierte keiner der pathologischen Befunde mit der Krankheitsschwere. © iStock/Drazen-Zigic
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Schwere Infektion gleich schwerer Dauerschaden – diese Rechnung geht bei COVID-19 nicht ohne Weiteres auf. Auch Patienten mit leichtem Verlauf müssen sich auf anhaltende Beschwerden einstellen.

Viele Menschen, die COVID-19 überstanden haben, fühlen sich noch lange danach krank und kurzatmig. Doch pathologische Korrelate in der Lunge sind selten, auch bei anfangs schwerer Infektion.

Irische Ärzte beobachteten 153 Patienten über 75 Tage. Sie führten Röntgenaufnahmen und einen Sechs-Minuten-Gehtest durch, bestimmten Entzündungsmarker, prüften den Grad der Erschöpfung nach Belastung und fragten nach Beschwerden. Knapp die Hälfte der Teilnehmer (48 %) war wegen COVID-19 stationär behandelt worden, 12 % auf der Intensivstation.

Nach über zehn Wochen gaben 62 % an, sich noch nicht wieder völlig gesund zu fühlen. Sie klagten vor allem über Fatigue, allgemeines Krankheitsgefühl und Dyspnoe. 47 % erfüllten die Kriterien für eine Fatigue. Im Sechs-Minuten-Gehtest schafften die Coronapatienten im Mittel 460 Meter – weniger als Gesunde, aber mehr als Menschen nach akuter Lungenschädigung oder mit pulmonaler Vorerkrankung.

Trotz leichter Symptome gründlich überwachen

Überraschenderweise zeigten die Röntgenbilder nur bei 4 % Auffälligkeiten der Lunge, schreiben Dr. Liam Townsend vom St. James’s Hospital in Dublin und Kollegen. Und: Keiner der pathologischen Befunde korrelierte mit der Krankheitsschwere. Die Autoren folgern, dass auch Infizierte mit leichtem Verlauf der gründlichen Überwachung und Rehabilitation bedürfen. Spezielle Risiken für pulmonale Fibrose scheinen von COVID-19 aber nicht auszugehen.

Quelle: Townsend L et al. Ann Am Thorac Soc 2021; DOI: 10.1513/AnnalsATS.202009-1175OC