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Helicobacter pylori Dem Keim keine Chance

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Im Rasterelektronenmikroskop erkennt man das gramnegative Stäbchenbakterium in der Schleimhaut gut. Im Rasterelektronenmikroskop erkennt man das gramnegative Stäbchenbakterium in der Schleimhaut gut. © Science Foto Library
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Helicobacter pylori wird üblicherweise mit Ulzera in Verbindung gebracht. Er kann aber auch andere Erkrankungen auslösen: Das Spektrum reicht von der Vaskulitis bis zum Karzinom. Eine aktuell überarbeitete Leitlinie fasst zusammen, wann ein Test indiziert ist.

Zur Detektion des brisanten Magenkeims H. pylori existieren inzwischen gut validierte Methoden. Die Diagnostik kann invasiv oder nicht-invasiv erfolgen. Angesichts der niedrigen Prävalenz wäre eine Kombination zweier verschiedener Methoden optimal. Diese lässt sich aber in der Praxis kaum durchführen und ist bei einigen Konstellationen auch nicht erforderlich.

Helicobacter-Diagnostik

  • invasiv: Histologie, Urease-Schnelltest, Kultur und PCR
  • nicht-invasiv: 13C-Harnstoff-Atemtest, Antigennachweis im Stuhl, IgG-Antikörpernachweis aus dem Blut

Klinischer Verdacht rechtfertigt eine weitere Abklärung

So genügt bei endoskopisch gesichertem Ulcus duodeni ein positiver H.-pylori-Test für die Entscheidung zur Eradikation. Auch der histologische Erregernachweis in Kombination mit einer chronisch aktiven Gast­ritis reicht aus. Eine positive Kultur belegt den Keimbefall mit einer Spezifität von 100 %, ein negatives Ergebnis schließt die Infektion aber nicht aus. Deshalb ist bei klinischem Verdacht eine weitere Abklärung angezeigt, heißt es in der S2k-Leitlinie der DGVS* und zahlreicher weiterer Fachgesellschaften.

Der indirekte Erregernachweis mit IgG-Serumantikörpern gelingt heute mit hoher Sensitivität, kann aber nicht zwischen aktueller und durchgemachter Infektion unterscheiden. Sinnvoll ist die Serologie, wenn noch keine Eradikationstherapie durchgeführt wurde, oder bei blutenden Magenläsionen, falls bereits eine PPI-Therapie eingeleitet wurde.

Bei der Interpretation der Test­resultate müssen etwaige Störfaktoren berücksichtigt werden. So können ureaseabhängige Verfahren im Fall einer bakteriellen Überwucherung des Magens falsch positive Befunde auslösen. Mit falsch negativen Resultaten ist zum Beispiel nach einer Vorbehandlung mit PPI, nach kürzlich erfolgter Antibiotikatherapie sowie bei Magenkarzinom und MALT-Lymphom zu rechnen.

Auch der Zeitpunkt ist von großer Bedeutung: Für einen zuverlässigen Erregernachweis sollte die Diagnostik frühestens 14 Tage nach dem Ende einer PPI-Therapie erfolgen. So lange dauert es, bis die urprüngliche Bakteriendichte wiederhergestellt ist. Zur Überbrückung eignen sich H2-Antagonisten oder Antazida. Nach einer Eradikationstherapie bzw. sonstigen Antibiotikabehandlung ist ein Mindestabstand von vier Wochen einzuhalten.

Die Indikation zur Helicobacter-Diagnostik hängt von der Konstellation und der Bereitschaft zur Therapie ab. Patienten mit peptischem Ulcus ventriculi oder duodeni sollten auf jeden Fall getestet werden, denn der Nutzen einer Eradikation steht bei ihnen außer Zweifel. Für das Magengeschwür empfehlen die Leitlinienautoren zudem eine endoskopisch-bioptische Erfolgskontrolle nach vier bis acht Wochen. Sie dient dem Nachweis der Abheilung bzw. bei unvollständiger Rückbildung dem Malignom­ausschluss. Duodenale Ulzera erfordern keine Verlaufsbeobachtung, diese kann aber bei Komplikationen sinnvoll sein.

Eine weitere wichtige Indikation für die H.-pylori-Diagnostik ist die Dyspepsie. Bei ausgeprägten Symptomen, Alter über 50 Jahren und Risikofaktoren (Gewichtsverlust, Anämie etc.) kann bereits initial eine Spiegelung erfolgen. Ansons­ten sind auch nicht-invasive Tests eine Option. Im Fall eines positiven Befunds wird eine Endoskopie empfohlen, wenn die Eradikation die Symptome nicht bessert oder innerhalb von sechs Monaten ein Rezidiv auftritt (Ausschluss von Ulkus und Malignom). Die gastroösophageale Refluxerkrankung ist per se keine Indikation für eine Untersuchung auf Helicobacter pylori. Epidemiologischen Daten zufolge wirkt der Erreger möglicherweise sogar protektiv.

Vor einer PPI-Dauertherapie ist die Diagnostik sinnvoll

Auch die medikamentöse Begleitbehandlung beeinflusst den Testbedarf. So raten die Leitlinienautoren für Patienten mit geplanter oder bereits laufender PPI-Dauertherapie zur Helicobacter-Diagnostik. Denn unter dieser Medikation kann es vermehrt zu atrophischen Veränderungen der Magenschleimhaut und zu einer korpusdominanten H.-pylori-Gastritis kommen. Vor einer Langzeitbehandlung mit NSAR oder niedrig dosierter ASS profitieren Patienten mit erhöhtem Risiko für Ulzera oder Komplikationen von Testung und Eradikation.

Auch im Vorfeld einer Antikoagulation (VKA, NOAK, Heparin, Fondaparinux) wird die Kontrolle auf den Magenkeim bei erhöhter Gefährdung (Alter, Ulkus in der Anamnese etc.) empfohlen. Denn eine Eradikation verringert die Zahl und Ausprägung von Blutungen. Falls gastrointestinale Hämorrhagien unter ASS, P2Y12-Antagonisten, Antikoagulanzien oder NSAR auftreten, wird ebenfalls ein Keimnachweis gefordert.

Indikationen für den Helicobacter-pylori-Test

  • Soll: Ulcus ventriculi/duodeni, gastrales MALT-Lymphom, Dyspepsie, Dauer­medikation mit ASS bzw. NSAR*, gastroduodenale Blutung unter ASS sowie P2Y12-Inhibitoren oder NSAR, Eisenmangelanämie unbekannter Ursache, idiopathische thrombozytopenische Purpura
  • Sollte: PPI-Dauermedikation, Antikoagulation (VKA, NOAK, Heparin, Fondaparinux)*, M. Ménétrier, lymphozytäre Gastritis, IgA-Vaskulitis
  • Kann: gastrales diffuses großzelliges B-Zell-Lymphom, Sjögren-Syndrom, SSRI-Dauermedikation

*    bei erhöhtem Risiko

Eine weitere wichtige Indikation für die Erregerdiagnostik ist die Krebsprophylaxe. Schließlich ist Helicobacter der wichtigste Risikofaktor für das Magenkarzinom (Ursache in ca. 90 % der Fälle). Dieses Malignom wird bisher meist erst im fortgeschrittenen Stadium aufgespürt – mit entsprechend hoher Mortalität.
Ein Test kann zum Beispiel im Rahmen der Darmkrebsvorsorge ab 50 Jahre angeboten werden. Vermehrt gefährdete Patienten sollten ab 40 endoskopisch-bioptisch untersucht werden, vor diesem Alter tritt das Karzinom primär nicht auf.

Auch bei zahlreichen anderen Erkrankungen lohnt sich die ­Helicobacter-Diagnostik nebst Eradikation im Bedarfsfall. Dazu zählen beispielsweise die idiopathische thrombozytopenische Purpura, das MALT-Lymphom und die ätiologisch ungeklärte Eisenmangel­anämie.

*    Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten

Quelle: Aktualisierte S2k-Leitlinie Helicobacter pylori und gastroduodenale Ulkuskrankheit der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), AWMF-Register Nr. 021-001, www.awmf.org