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Zoonosen Der Fluch der Kuscheltiere

Autor: Dr. Vera Seifert

Kutane Zoonosen, die von Haustieren ausgehen, manifestieren sich unter anderem in Form von Entzündungen, Tunnelsystemen in Maulwurfmanier oder als gruppierte Bissmale. Kutane Zoonosen, die von Haustieren ausgehen, manifestieren sich unter anderem in Form von Entzündungen, Tunnelsystemen in Maulwurfmanier oder als gruppierte Bissmale. © megaflopp - stock.adobe.com
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Ein Heimtier bereichert das Leben, kann aber auch Probleme aufwerfen. So sorgen Bello, Schnurri oder Mümmelchen mitunter für unangenehme allergische Hautsymptome. Daneben können auch Mitbringsel der Haustiere wie Pilze, Milben oder Flöhe Auslöser von Zoonosen sein, die sich an der Haut breit machen. 

Bakterien, Viren, Parasiten oder Pilze wechseln gerne vom Tier auf den Menschen. Diesem Risiko setzen sich in Europa etwa 46 % aller Haushalte aus, in denen mindes­tens ein Heimtier lebt. Dr. Antonia­ Currie­ und Kollegen vom Kepler Universitätsklinikum Linz beschreiben in einem Übersichtsartikel die Auswirkungen von sieben wichtigen dermatologischen Zoonosen.

Pilzerkrankungen (Tinea)

Dermatophyten der drei Gattungen Trichophyton, Epidermophyton und Microsporum werden durch direkten Kontakt mit Haus- oder Wildtieren auf den Menschen übertragen. Die Tinea beginnt typischerweise mit Juckreiz und geröteten, leicht schuppenden, randbetonten Plaques und Papeln. Wenn sich der Befall ausbreitet, entstehen mehrere Herde, die konfluieren können. Eine Tinea capitis äußert sich je nach Immunstatus des Betroffenen in Form von seborrhoischen Herden bis hin zu Arealen mit Alopezie, granulomatösen Plaques und Knötchen.

Um die Diagnose abzusichern, helfen Pilzkultur und Mikroskopie, optional die Wood-Lampe, histologische Untersuchungen und PCR. Die Therapie erfolgt in erster Linie topisch mit Antimykotika. Schwere Verläufe erfordern mitunter eine systemische Therapie mit Terbinafin, Itraconazol oder Griseofulvin. Erkrankte Haustiere sollten ebenfalls behandelt werden.

Katzenkratzkrankheit

Wenn die Hauskatze kratzt oder beißt, kann das Bakterium Bartonella henselae von den Krallen oder aus dem Maul in die Wunde gelangen. Der Gekratzte oder Gebissene erkrankt dann möglicherweise an der Katzenkratzkrankheit. Nach zehn Tagen treten Fieber, ­Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen auf sowie Müdigkeit und Appetitverlust. Typisch sind geschwollene Lymphknoten in der Nähe der Wunde. Zudem können petechiale, morbilliforme oder makulopapulöse Exantheme entstehen. Serologie oder PCR bestätigen die Verdachtsdiagnose. Die Erkrankung ist selbstlimitierend und endet nach wenigen Wochen. Mildere Verläufe kann man mit Azithromycin behandeln, schwerere mit Rifampicin, Trimethoprim/Sulfamethoxazol oder Ciprofloxacin.

Schwimmbadgranulom

Der Erreger des sogenannten Schwimmbadgranuloms, Mycobacterium marinum, gelangt über Wunden in den Körper, die in Kontakt mit kontaminiertem Wasser gekommen sind. Unter den Tierliebhabern trifft es daher gerne Aquariumbesitzer, befallen werden in erster Linie Unterarme und Hände. Dort zeigen sich nach zwei bis drei Wochen erythematöse Plaques oder Knötchen. Manchmal kommt es zu Ulzerationen und Lymphknotenschwellungen. Unbehandelt droht der Befall von Sehnen, Knochen und Gelenken. Daher sollte man immer therapieren, auch wenn die Erkrankung nach ein bis zwei Jahren spontan ausheilt. Zu empfehlen sind Antibiotika wie Rifampicin, Clarithromycin und Ethambutol. Lokal kann mit Doxycyclin oder Clarithromycin behandelt werden.

Kuhpocken

Orthopoxvirus bovis, ein enger Verwandter des Pockenvirus, ist nicht nur in Kühen zu Hause. Heute spielt die Übertragung durch freilaufende Katzen, die sich über asymptomatische Nagetiere infizieren, die größte Rolle. Kuhpocken äußern sich durch ein schweres Krankheitsgefühl, Fieber, Juckreiz, Exanthem, Lymphknotenschwellungen und Geschwüre. Nach sechs bis acht Wochen heilen die Hautläsionen narbig ab. Schwere generalisierte Verläufe können z.B. bei Immungeschwächten auftreten. Mit Viruskultur, Serologie oder PCR kommt man den Erregern auf die Spur. Eine spezifische Behandlung gibt es nicht. Daher muss man sich auf symptomatische Maßnahmen beschränken, bis die Erkrankung ausgestanden ist.

Borreliose (Lyme-Krankheit)

Überträger der verschiedenen Borrelien sind Zecken. Haustiere wie Hunde oder Katzen können die Blutsauger einschleppen. Je nach Stadium der Borreliose sind verschiedene Symptome typisch. Das frühe Stadium ist v.a. durch das Erythema migrans gekennzeichnet, das sich Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich bildet. Der Verdacht lässt sich mittels Serologie (ELISA oder Wes­ternblot) erhärten, durch PCR oder Kultur. Behandelt man frühzeitig mit Doxycyclin, Amoxicillin oder Ceftriaxon, lässt sich eine Progression verhindern.

Flohbisse

Da sich Flöhe gern in der Kleidung verstecken, findet man ihre Bisse bevorzugt an bedeckten Körperstellen. Sie äußern sich in Form von asymmetrischen, juckenden Quaddeln und Papeln. Oft stehen jeweils drei Bisse dicht beisammen, was mitunter als Frühstücks-, Lunch- und Dinnerbiss bezeichnet wird. Die Diagnose kann allein durch den Befund gestellt werden. Im Zweifel findet man Floh­reste in Staubsauger oder Bettzeug. Die Therapie besteht aus Calaminen oder Glukokortikoiden sowie Antihistaminika gegen den Juckreiz.

Larva migrans cutanea

Die juckende Dermatitis mit gangartigen Strukturen entsteht durch Larven, hauptsächlich von Hakenwürmern, die in die Haut eindringen. Dorthin gelangen sie vor allem über den Kot von Hunden oder Katzen, wenn man barfuß auf kontaminiertem Boden läuft. Behandeln lässt sich die Erkrankung lokal durch Ivermectin, Tiabendazol oder Glukokortikoide.

Quelle: Currie A et al. Allergo J Int 2023; 32: 117-122; DOI: 10.1007/s40629-023-00258-5