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Hellmut-Otto-Medaille Diabetes in der Schwangerschaft ist kein Randthema

Autor: Petra Spielberg

Preisträgerin Dr. Heinke Adamczewski (r.) mit der Laudatorin Dr. Dorothea Reichert.
Preisträgerin Dr. Heinke Adamczewski (r.) mit der Laudatorin Dr. Dorothea Reichert. © DDG/Dirk Deckbar
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Die optimale Betreuung von Schwangeren mit Diabetes ist für Dr. Heinke Adamczewski eine Herzensangelegenheit. Die niedergelassene Diabetologin arbeitet deshalb unter anderem bei Projekten mit wie dem bundesweiten Register GestDiab oder dem Nachsorgeprojekt GestDiNa_basic, um Behandlungsprozesse und Prävention zu verbessern und ein Modell für die Regelversorgung zu entwickeln. Die DDG ehrte Dr. Adamczewski für ihr Engagement 2023 mit der Hellmut-Otto-Medaille. 

Für Dr. Heinke Adamczewski stand schon früh fest, wohin sie ihr beruflicher Weg führen wird, nämlich in die Betreuung von Schwangeren mit Diabetes. Reizvoll daran findet sie zum einen, dass die Erkrankung nicht nur die Frauen selbst betrifft, sondern oft auch die nachfolgenden Generationen. Zum anderen fasziniert sie die erforderliche berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit.

Von Dr. Adamczewskis Engagement profitieren nicht nur die Patientinnen der Diabetes-Praxis Köln-Ost. Als Sprecherin für den Bereich Innere Medizin und Diabetologie in der AG „Diabetes und Schwangerschaft“ der DDG und Teilnehmerin mehrerer Projekte sorgt sie auch bundesweit dafür, die Versorgung von Frauen mit Diabetes vor, während und nach der Entbindung voranzubringen. Im Fokus stehen dabei nicht nur Frauen mit Gestationsdiabetes (GDM), sondern auch solche mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes.

„Der Typ-2-Diabetes ist zunehmend häufig, und zwar inzwischen auch häufiger als Typ-1-Diabetes in der Schwangerschaft“, so Dr. Adamczewski. Und ein GDM steigere das Risiko, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Eine breite Diagnostik und gute Betreuung während der Schwangerschaft, aber auch die Nachsorge seien daher enorm wichtig, betont die Diabetologin.

2008: Start des GestDiab-Registers

Um herauszufinden, wie es um die Versorgungsrealität in diabetologischen Schwerpunktpraxen und Diabetes-Ambulanzen bestellt ist, rief Dr. Adamczewski 2008 zusammen mit Mitgliedern des Berufsverbandes diabetologischer Schwerpunktpraxen in Nordrhein sowie dem Wissenschaftlichen Institut der niedergelassenen Diabetologen (winDiab) das Projekt GestDiab ins Leben. 

Ziel dieses bundesweit größten Registers zur Versorgungsforschung über Schwangerschaft und Diabetes ist es, Erkenntnisse für eine Optimierung der Behandlungsprozesse in den beteiligten Praxen und Ambulanzen zu gewinnen. So stellte sich beispielsweise heraus, dass die Diagnose GDM häufig erst nach der 34. Schwangerschaftswoche gestellt wird. Auch zeigte sich, dass die Morbidität von Schwangeren mit Typ-2-Diabetes anders geartet ist als die von Frauen mit Typ-1-Diabetes. 

Zu den Ergebnissen des Projekts gehört aber auch, dass es oft bei der leitliniengerechten Nachsorge von Schwangeren mit Diabetes hapert und es Verbesserungspotenzial bei der interdisziplinären Betreuung durch Haus- und Frauenärzt*innen, Diabetolog*innen, Hebammen, Entbindungskliniken und Pädiater*innen gibt. Nur etwa 40 % der betroffenen Frauen stellten sich zum postnatalen Diabetes-Screening vor, macht Dr. Adamczewski deutlich. Über die genauen Gründe sei bislang wenig bekannt, merkt sie an. 

Das postpartale Diabetes-Screening sei zudem nur ein erster Schritt im Rahmen der Nachsorge: „Am wichtigsten ist die Einleitung der langfristigen Nachsorge, und die ist noch nicht gut strukturiert“, so Dr. Adamczewski. Diese zu garantieren, sei aber nicht nur Aufgabe von Diabetes-Schwerpunktpraxen, sondern erfordere die Zusammenarbeit aller an der Versorgung beteiligten Player, betont die Diabetologin. 

Förderung von 2,4 Millionen Euro für GestDiNa_basic

Um diese flächendeckend mit ins Boot zu holen und sowohl die Behandlung als auch die Nachsorge von Schwangeren mit Diabetes leitliniengerecht zu verbessern, soll im Rahmen des Nachsorgeprojekts GestDiNa_basic, an dem Dr. Adamczewski ebenfalls mitwirkt, ein fachübergreifendes patientenzentriertes Versorgungsmodell entwickelt werden. 

Dafür untersuchen die 15 beteiligten Partner, darunter die Deutsche Diabetes-Forschungsgesellschaft, die Universität zu Köln, winDiab und die Hochschule für Gesundheit Bochum, wie es aktuell um die Nachsorge von Schwangeren mit Diabetes mellitus in Deutschland bestellt ist. Außerdem sollen Wissen, Problembewusstsein, Konzepte, Einstellungen, Handlungsroutinen und Erfahrungen von beteiligten Ärzt*innen sowie von Patientinnen analysiert werden. Das Projekt basiert auf Abrechnungsdaten von Krankenkassen sowie auf Daten von GestDiab. Der G-BA fördert GestDiNa_basic mit rund 2,4 Millionen Euro. Im Idealfall, hofft Dr. Adamczewski, werde das Versorgungsmodell in die Regelversorgung übernommen. 

Neben all der Arbeit nimmt sich die Diabetologin aber auch bewusst Zeit für sich selbst. Eine zentrale Rolle nehme in ihrer Freizeit die Musik ein: „Ich spiele Querflöte, mache viel Kammermusik und spiele in einem Orchester.“ Darüber hinaus reise sie sehr gerne, am liebsten in die Berge, und treibe Sport. Für ihr Engagement in der Versorgungsforschung im niedergelassenen Bereich hat die DDG Dr. Adamczewski 2023 mit der Hellmut-Otto-Medaille ausgezeichnet. Die Preisträgerin sieht sich hierbei als Stellvertreterin für die gesamte GestDiab-Arbeitsgruppe.