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Haut und Lunge dramatisch gebessert CAR-T-Zellen erfolgreich bei systemischer Sklerose

DGRh 2023 Autor: Dr. Sonja Kempinski

Die CAR-T-Zell-Therapie bietet auch Potential für die Behandlung der SSc. Die CAR-T-Zell-Therapie bietet auch Potential für die Behandlung der SSc. © Muhammad – stock.adobe.com
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Die CAR-T-Zell-Therapie erobert die Rheumatologie: Neben dem Lupus erythematodes ist offenbar auch die systemische Sklerose (SSc) ein lohnendes Ziel für diese innovative Behandlungsform. Den erfolgreichen Einsatz bei einer Patientin mit therapierefraktärer SSc schilderte PD Dr. Wolfgang Merkt vom Universitätsklinikum Heidelberg. 

Seine Patientin präsentierte sich im Oktober 2021 in der Heidelberger Uniklinik mit starker Dyspnoe und seit etwa vier Monaten bestehender Raynaud-Symptomatik mit digitalen Ulzerationen. Man diagnostizierte eine Scl-17-positive SSc, in der CT war eine interstitielle Lungenerkrankung (ILD) mit NSIP-Muster zu erkennen. Trotz der Gabe von sechs Zyklen Cyclophosphamid schritt die ILD weiter fort, weshalb die Kollegen auf Nintedanib und Mycophenolat wechselten. Auch das half wenig und im Juli 2022 kam es zu einer weiteren Progression. 

Aufgrund der schlechten Prognose entschloss man sich im September 2022 schließlich zu einem individuellen Heilversuch mit CAR-T-Zellen. Nach Leukapherese und Lympho­depletion wurde eine CD19-CAR-T-Zell-Therapie durchgeführt. Dabei kam es wie erhofft zu einer deutlichen B-Zell-Depletion. Klinisch war allerdings keinerlei Besserung zu erkennen. Im Gegenteil, die Lungenfunktion verschlechterte sich weiter und die CO-Diffusionskapazität sank auf etwa 30 %, berichtete Dr. Merkt.

Sechs Monate nach Infusion der CAR-T-Zellen und unter Weiterführen der Nintedanib/Mycophenolat-Therapie konnten die Patientin und ihre Ärzte endlich aufatmen, denn es kam zu einer dramatischen Besserung. In der Lungen-CT waren die Milchglasinfiltrate deutlich zurückgegangen und der Fibroseindex von 31 auf 17 gesunken. Lungenfunktion, Hautscore und Laborwerte spiegelten das Ansprechen der Behandlung ebenfalls wider: Diffusionskapazität und FVC stiegen an und der mRSS* sank. CRP und Troponin, beide vorher leicht erhöht, normalisierten sich, die vorher stark angestiegenen Scl-17-Antikörper gingen ebenfalls zurück, blieben allerdings positiv. 

Spannend war die Analyse der Immunkomplexe im Serum. Die Kollegen kontrollierten mit einer in Freiburg neu entwickelten Methode die Aktivierung der FC-Rezeptoren CD16 und CD32AH. Die vor der CAR-T-Zell-Therapie erhöhte Bioaktivität der Immunkomplexe war kurze Zeit nach Gabe der CAR-T-Zellen nicht mehr nachweisbar, berichtete Dr. Merkt. Das unterstützt die Hypothese, dass bei der SSc aktive zirkulierende Immunkomplexe zum autoimmunen Geschehen beitragen.

Zielgerichtete Therapien sind demnach auch für die SSc vielversprechend, meinte der Experte. Neben den CAR-T-Zellen gibt es weitere Ansätze. So werden aktuell fibroblastenzentrierte Strategien zur Behandlung der Fibrose erforscht. Dazu gehören Small Molecules, die seneszente Fibroblasten abtöten und die Fibrose dadurch bessern. In Heidelberg erforscht man, wie sich NK-Zellen, die eine Rolle bei der Bekämpfung profibrotischer Prozesse spielen, verstärken lassen. In diesem Rahmen ließen sich bereits verschiedene NK-Zell-Checkpoints in der Lunge identifizieren. Und im Mausmodell konnten Checkpoint-Blockaden die Lungenfibrose schon reduzieren.

* modifizierter Rodnan Skin Score

Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2023