Weit mehr als Zyklus und Haare Die kardiometabolische Facette des PCOS betrifft schon junge Frauen

Autor: Dr. Karin Kreuel

Jede achte Frau im gebärfähigen Alter leidet unter dem Polyzystischen Ovarsyndrom. Jede achte Frau im gebärfähigen Alter leidet unter dem Polyzystischen Ovarsyndrom. © SewcreamStudio – stock.adobe.com

Etwa eine von acht Frauen im gebärfähigen Alter ist vom Polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS) betroffen. Insulinresistenz und Adipositas spielen bei der Ausbildung des Syndroms eine wichtige Rolle. 

PCOS ist „die häufigste endokrine Störung in dieser Frauengruppe“, konstatierte Professorin Dr. Susanne Reger-Tan, Direktorin der Klinik für Diabetologie und Endokrinologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen. Charakteristisch seien drei Hauptmerkmale: Hyperandrogenismus, ovulatorische Dysfunktion und polyzystische Ovarmorphologie. Dazu kommen vielfältige internistische Komponenten, u. a. auf Insulinresistenz und Adipositas basierende kardiometabolische Folgeerkrankungen. Differenzialdiagnosen bezüglich des Hyperandrogenismus und/oder eine chronische Anovulation seien auszuschließen.

Das Anti-Müller-Hormon (AMH) habe sich mit einer Sensitivität und Spezifität von jeweils 80 % als ein verlässlicher Surrogatparameter für die polyzystische Ovarmorphologie erwiesen. Somit lasse sich dieses Kriterium nicht mehr allein durch einen gynäkologischen Ultraschall, sondern auch labortechnisch bestimmen. Genaue Grenzwerte ließen sich dafür allerdings noch nicht festlegen. „Wir sagen im Augenblick: Alles, was oberhalb des Laborgrenzwertes liegt, ist pathologisch.“ Zu den noch zu klärenden Fragen gehöre zudem, in welcher Lebensphase welche AMH-Konzentrationen als physiologisch anzusehen sind.

„Kardiometabolische Facette mitscreenen und behandeln“

Auch beim Hirsutismus und der antralen Follikelzahl gab es leichte Modifikationen in den neuen Empfehlungen.1 Für Diabetolog*innen interessanter sei die Frage nach der Insulinresistenz, die jedoch leider nicht mit einfachen, verlässlichen Mitteln in der klinischen Routine durchgeführt werden könne. Bei der Diskussion über das sich früh abzeichnende ungünstige kardiovaskuläre Risikoprofil bei PCOS sei bisher die Frage unbeantwortet geblieben, ob es tatsächlich in einer höheren Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse und Mortalität münde. Eine aktuelle Datenanalyse hospitalisierter Frauen (1 % mit PCOS) aus den USA bestätigt das bis zu 1,78-fach erhöhte Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, das durch erhöhte Triglyceride, Diabetes, Adipositas und Hypertonie verstärkt wird – auch bei jungen Patientinnen. In einer finnischen Studie wurden Frauen der Geburtskohorte 1966 bis zum 53. Lebensjahr nachbeobachtet. „Auch nach Adjustierung des BMI haben Frauen mit PCOS ein 2,5-fach erhöhtes Risiko für den kombinierten Endpunkt MACE“, so Prof. Reger-Tan.

„Die Kurven, ab wann sich das Risiko erhöht, trennen sich schon ab dem 35. Lebensjahr“, betonte Prof. Reger-Tan und schlussfolgerte daraus die Notwendigkeit eines Umdenkens hin zu einem konsequenten Screening und Therapie der Betroffenen. Allen Frauen mit PCO-Syndrom wird eine multimodale Basistherapie empfohlen. Dabei erfolge die Pharmakotherapie „im Off-Label-Use und richtet sich nach den individuellen Zielen.“ Die Datenlage zu neuen Diabetes-/Adipositastherapien sei limitiert; diese stellten aber potenziell eine hilfreiche Option für Frauen mit PCO-Syndrom dar. 

Quelle: Diabetes Update 2025 

1Teede H et al. Online resource; doi: 10.26180/24003834.v1