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Begünstigt das polyzystische Ovarsyndrom kardiovaskuläre Komplikationen?

Autor: Dr. Judith Lorenz

Laut den Forschern erkranken Betroffene bereits in jungen Jahren überproportional häufig an Herz-Kreislauf-Komplikationen. Laut den Forschern erkranken Betroffene bereits in jungen Jahren überproportional häufig an Herz-Kreislauf-Komplikationen. © iStock/Menshalena
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Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom (PCOS) haben ein höheres Risiko bereits jung Herz-Kreislauf-Komplikationen zu entwickeln. Das Körpergewicht scheint in diesen Fällen nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Bis zu 18 % der Frauen im fertilen Alter leiden an einem polyzystischen Ovarsyndrom (PCOS). Um diese Diagnose stellen zu können, müssen mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sein:

  • anovulatorische Zyklen
  • Hyperandrogenämie
  • Nachweis polyzystisch veränderter Eierstöcke

Die endokrine Ovarfunktionsstörung hat weitreichende Folgen für den gesamten Organismus. Wie Dr. Clare Oliver-Williams von der Universität Cambridge und Kollegen feststellten, erkranken Betroffene bereits in jungen Jahren überproportional häufig an Herz-Kreislauf-Komplikationen.

PCOS erhöht das Herzrisiko um rund 20 %

Die Wissenschaftler hatten Langzeitdaten von mehr als 60 500 kardiovaskulär nicht vorbelasteten Däninnen (Alter zu Beginn des Studienzeitraums: 28 bis 37 Jahre) ausgewertet, welche sich zwischen 1994 und 2015 einer reproduktionsmedizinischen Behandlung unterzogen hatten. Etwa 10 % der Frauen litten an einem PCOS. Anhand des nationalen Patientenregisters wurde verglichen, wie viele PCOS-Patientinnen und wie viele Kontrollen im weiteren Verlauf Herz-Kreislauf-Komplikationen – u.a. Schlaganfall, Hypertonie, Myokardinfarkt, Angina pectoris oder Herzinsuffizienz – entwickelten.

Nach einer medianen Nachbeob­achtungszeit von rund neun Jahren verzeichneten die Wissenschaftlerinnen bei 4,8 % der Frauen kardio­vaskuläre Ereignisse. PCOS-Patientinnen hatten diesbezüglich – auch bei Berücksichtigung verschiedener Störvariablen – ein um rund 20 % erhöhtes Risiko (6,3 % vs. 4,7 %). Als besonders gefährdet erwiesen sich Frauen zwischen 35 und 39 Jahren (Hazard Ratio 1,72).

Da es sich ausschließlich um Patienten aus Fertilitätskliniken handelte, ist unklar, ob die Beobachtungen der Registerstudie ohne Weiteres auf die Allgemeinbevölkerung übertragbar sind, schließen die Autoren. Daher seien weitere Untersuchungen nötig.

Quelle: Oliver-Williams C et al. Eur J Prev Cardiol 2020, August; DOI: 10.1177/2047487320939674