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Der Weg zum Erreger Die virale Arthritis einkreisen

Autor: Maria Weiß

Die Tigermücke überträgt unter anderem Dengueviren und löst dadurch potenziell Arthritiden aus. Die Tigermücke überträgt unter anderem Dengueviren und löst dadurch potenziell Arthritiden aus. © Science Photo Library/EYE OF SCIENCE
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Bei fast allen Viruserkrankungen kann es begleitend zu Arthralgien kommen. Einige Viren sind sogar in der Lage, eine Arthritis direkt auszulösen. Bei entsprechendem Verdacht helfen drei Fragen.

Zu den wichtigsten Auslösern einer viralen Arthritis gehören das Parvovirus B19 und Alphaviren (oder Arboviren). Seltener lösen HIV, Hepatitisviren oder auch das Rötelnvirus bzw. die Rötelnimpfung Arthritiden aus. Die Pathogenese variiert, Parvovirus B19 infiziert beispielsweise die Synovialis direkt, das Hepatitis B-Virus (HBV) führt zur Bildung von Immunkomplexen und deren Ablagerung.

Beim klinischen Verdacht auf eine virale Arthritis kommt man differenzialdiagnostisch mit drei anamnestischen Fragen schon sehr weit, erklärte Prof. Dr. Elisabeth Märker-Hermann von der Klinik für Innere Medizin IV, Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

1. Besteht enger Kontakt zu Klein- und Schulkindern?

Falls ja, sollte man an Röteln oder eine Rötelnimpfung als mögliche Auslöser denken, vor allem aber an Parvoviren B19, die Erreger des Erythema infektiosum. Bei der Parvovirus-B19-Arthritis handelt es sich meist um eine Polyarthritis der kleinen Gelenke und der Knie, die unter symptomatischer Therapie in der Regel nach wenigen Tagen bis Wochen folgenlos von alleine ausheilt. Die Diagnose wird durch spezifische IgM-Antikörper im Serum gesichert. Gefährlich kann die Infektion aber bei Patienten mit Sichelzellanämie, hereditärer Sphärozytose oder Eisenmangelanämie sein. Ihnen droht eine transiente aplastische Krise der roten Zelllinie. Das Gleiche gilt für Immunsupprimierte mit chronischen oder reaktivierten Parvo-B19-Virusinfektionen.

2. Hat der Patient Kontakt zu Blut, weil er z.B. einen Medizinberuf ausübt? Hat er Bluttransfusionen erhalten, ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Erkrankungen oder nutzt er i.v. Drogen?

In diesen Fällen muss man vor allem HBV, HCV und HIV, in Japan und der Karibik auch HTLV (Humanes T-lymphotropes Virus) in Betracht ziehen. Bei einer Hepatitis B tritt die Arthritis typischerweise in der präikterischen Prodromalphase der akuten Infektion auf. Meist handelt es sich um eine akute symmetrische Polyarthritis beider Hände und Knie, die häufig mit einer Urtikaria assoziiert ist. In der Diagnostik kann es zu Verwirrung kommen, weil in dieser Phase der Rheumafaktor oft positiv ist. Sobald der Ikterus auftritt, bessert sich die immunkomplexvermittelte Arthritis spontan.

Die HCV-assoziierte Arthritis bei akuter HCV-Infektion stellt sich als akute Oligo- oder Polyarthritis dar – das Verteilungsmuster ähnelt dem der rheumatoiden Arthritis (RA). Auch bei HCV-Infektion ist in 38 % der Fälle der Rheumafaktor positiv, CCP-Antikörper (ACPA) sind negativ.

3. Handelt es sich um einen Reiserückkehrer aus Gebieten mit einer Verbreitung von Alphaviren?

In diesen Fällen ist u.a. an Chikungunya-Virus-Infektionen zu denken, zu deren Symptomen neben Fieber, Exanthemen und Konjunktivitis auch eine schmerzhafte Polyarthritis gehört. Im südlichen Frankreich und Italien gab es ebenfalls schon Fälle. Die Arthritis erfüllt oft die Kriterien für eine seronegative RA. Zika- und Dengue-Infektionen können ebenso mit Gelenkmanifestationen einhergehen. Meist reicht bei all diesen Arthritiden eine symptomatische Therapie mit NSAR aus – bei chronischer Chikungunya-Arthritis können zudem Kortikosteroide oder DMARD zum Einsatz kommen.

Eine wichtige Differenzialdia­gnose der viralen Arthritis darf nicht vergessen werden: Ausgelöst durch die Virusinfektion kann es zu Erstmanifestation einer rheumatischen Erkrankung wie der RA kommen, erinnerte die Wiesbadener Rheumatologin.

Quelle: Deutscher Rheumatologiekongress 2022