Epigenetik und Depression DNA-Methylierung: Schlüsselrolle bei Major Depression 

Autor: Alexandra Simbrich

Wie prägt DNA-Methylierung das Depressionsrisiko? Eine Metaanalyse deckt überraschende Zusammenhänge auf – immunrelevante Gene im Fokus. Wie prägt DNA-Methylierung das Depressionsrisiko? Eine Metaanalyse deckt überraschende Zusammenhänge auf – immunrelevante Gene im Fokus. © Juan Gärtner - stock.adobe.com

Epigenetische Veränderungen wie die DNA-Methylierung beeinflussen das Depressionsrisiko, wie eine Metaanalyse mit über 26.000 Probanden erstmals belegt.

Die Major Depression zählt zu den Hauptursachen der globalen Krankheitslast. Pathogenetisch vermutet man ein Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Faktoren. Epigenetische Mechanismen wie die DNA-Methylierung rücken dabei zunehmend in den Fokus. Diese Veränderungen sind gut erforscht, schreibt ein Team um Dr. Xueyi Shen von der Universität Edinburgh. Sie stehen im Zusammenhang mit dem Wandel von Umwelt- und Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum und BMI – Dinge, die auch bei der Depression eine Rolle spielen. Die Assoziation zwischen genetischen Veränderungen und Depression blieb bislang jedoch unklar.

In einer methylomweiten Assoziationsstudie wollten die Forschenden untersuchen, ob Menschen mit einer Major Depression häufiger ein bestimmtes epigenetisches Muster aufweisen. Dazu bezogen sie 18 Studien zur DNA-Methylierung mit insgesamt 24.754 Personen europäischer Herkunft (darunter 5.443 mit Major Depression) in eine Metaanalyse ein. Zusätzlich untersuchten sie eine Stichprobe ostasiatischer Menschen mit 243 depressiv Erkrankten und 1.846 Kontrollen. 

Insgesamt identifizierte das Team 15 Zielorte der Methylierung im Erbgut, die signifikant mit der Diagnose Depression verbunden waren, heißt es in einer Pressemitteilung der an der Studie beteiligten LMU München. Dazu zählten u. a. Gene, die mit Gehirnfunktion, Stoffwechsel und BMI zusammenhängen, aber auch solche, die mit Autoimmunerkrankungen wie MS oder rheumatoide Arthritis in Verbindung stehen. 

Gefundene Genorte teils an der Stressachse beteiligt

Fünf Zielorte betrafen Gene, die für die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse eine Rolle spielen. Zudem fand das Team 37 differenziell methylierte Regionen, darunter ein Gen, das in früheren Studien mit Schizophrenie und bipolarer Störung assoziiert war. In den europäischen und ostasiatischen Daten zeigten sich vergleichbare Muster.

Insgesamt weisen die Ergebnisse darauf hin, dass bestimmte Methylierungsmuster – vor allem in immunrelevanten Genen – nicht nur mit einer Depression einhergehen, sondern direkt zur Entstehung der Erkrankung beitragen können. Damit spielen epigenetische Veränderungen eine wichtige Rolle bei der Erfassung des Depressionsrisikos, so das Autorenteam.

Quellen: 
1. Shen X et al. Nature Mental Health 2025; doi: 10.1038/s44220-025-00486-4
2. Pressemitteilung LMU München