Anzeige

Effekte von SMS-Interventionen lassen mit der Zeit nach

Autor: Dr. Moyo Grebbin

Kurzfristig zeigten die SMS zumindest einen positiven Einfluss. Kurzfristig zeigten die SMS zumindest einen positiven Einfluss. © iStock/filo
Anzeige

Der Empfang ­motivierender Textnachrichten per Smart- bzw. Mobiltelefon kann Diabetespatienten offenbar helfen, ihren Therapieempfehlungen zu folgen. Forschende untersuchten nun, wie nachhaltig die Maß­nahme über längere Zeit­räume wirkt.

Etwa zwei Drittel aller Menschen mit Typ-2-Diabetes halten sich eher lose an die Therapieempfehlungen ihrer Behandlungsteams. Für eine adäquate Blutzuckerkontrolle und zur Vorbeugung von Folgeerkrankungen ist dies jedoch notwendig. Mit dem Ziel, die Therapietreue zu verbessern, versendete eine US-amerikanische Forschergruppe in einer randomisiert-kontrollierten Studie ein Jahr lang personalisierte Textnachrichten an 506 Personen mit Typ-2-Diabetes. Zu Beginn sowie nach 3, 6, 12 und 15 Monaten bestimmten die Forschenden um Professor Dr. ­Lyndsay A. ­Nelson von der Vanderbilt University in Nash­ville den HbA1c-Wert der Teilnehmenden und führten Befragungen durch.

In die Studie rekrutierte die Gruppe unter anderem gezielt Personen mit besonders hohem Risiko für eine schlechte Therapieadhärenz und Prognose. Etwa die Hälfte von ihnen hatte ein relativ niedriges Einkommen und Bildungsniveau – sogar einige obdachlose Patienten nahmen teil. Ebenfalls rund 50 % des Studienkollektivs gehörten einer ethnischen Minderheit an. Ein Teil der Patienten war nicht umfassend krankenversichert. Insulinpflichtig war etwa jeder Zweite.

Nur wenige Teilnehmende brachen die Studie ab, die mediane Antwort­rate auf interaktive Nachrichten betrug mehr als 90 %. Während der ersten sechs Monate verbesserte die Intervention das mittlere HbA1c von anfangs 8,6 % um 0,31 Prozentpunkte (p = 0,039). Für diejenigen Patienten mit einem höheren Anfangs-HbA1c von mindestens 8,5 % sank der Wert im Mittel sogar um 0,74 Prozentpunkte (p = 0,005). Zwischen den sozioökonomischen Subgruppen unterschied sich das Ergebnis nicht.

Nach einem Jahr immerhin noch messbare positive Effekte

Auch die Selbstwirksamkeitserwartung der Patienten steigerte sich während des ersten halben Jahres deutlich. Nach einem Jahr unterschieden sich jedoch weder das HbA1c noch die Selbstwirksamkeitserwartung signifikant von der Kontrollgruppe. Zu diesem Zeitpunkt wirkte sich die Maßnahme allerdings noch messbar positiv auf die Medikamentenadhärenz und Ernährungsgewohnheiten aus. Nach 15 Monaten – drei Monate nach Ende der Intervention – ergab sich für keinen Parameter mehr ein sig­nifikanter Vorteil.

Diese SMS-Inhalte kamen gut an

Mit 36 ausgewählten Studienteilnehmenden führten die Autoren Gespräche darüber, welche Arten von Texten sie besonders hilfreich fanden. Folgende Themen wurden dabei oft genannt:
  • Erinnerungen und Feedbackfragen zur Medikamenteneinnahme
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Ermutigung
  • Information
Unter den einfachen, informativen Texten bezeichneten viele vor allem Inhalte über gesundes Essen und Mahlzeitenplanung als nützlich.

Mithilfe von Textnachrichten lassen sich Adhärenzbarrieren reduzieren und über kürzere Zeiträume sowohl das Therapieengagement als auch das HbA1c verbessern, schlussfolgern die Studienautoren. Für langfristige Erfolge reiche die Maßnahme allein jedoch nicht aus. Sie müsse dazu beispielsweise in die klinische Betreuung integriert oder mit anderen Interventionen kombiniert werden, so ihre Vermutung.

Quelle: Nelson LA et al. Diabetes Care 2020; DOI: 10.2337/dc20-0961