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Kleinkindern PPI verschreiben Ein Löffelchen für die Protonenpumpenhemmung …

Autor: Michael Brendler

PPI werden Kleinkindern häufig in wasserlöslicher Form verschrieben, damit sie z.B. in Saft gerührt werden können. PPI werden Kleinkindern häufig in wasserlöslicher Form verschrieben, damit sie z.B. in Saft gerührt werden können. © ivolodina – stock.adobe.com
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Dass kleine Kinder Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) erhalten, ist nicht ungewöhnlich: 6,1 % der unter Zweijährigen waren es etwa 2019 in Frankreich. Zehn Jahre zuvor lag die Zahl erst bei 3,6 %, berichten Forscher um Dr. ­Marion ­Lassalle von EPI-PHARE, einem Gemeinschaftsprojekt der französischen Behörde für Arzneimittelsicherheit und der nationalen Krankenkasse CNAM.

Erhebliche Anstiege der Verschreibungszahlen hätten unter anderem auch Schweden, Norwegen und Dänemark zu verzeichnen, so die Autoren. Der vermutete Grund: Im Alter von drei bis vier Monaten haben 60–70 % aller Kinder gastro­ösophagealen Reflux. Dieser verschwindet in der Regel wieder, wenn die Kleinen stehen und laufen können. Offenbar setzen Ärzte dennoch zunehmend PPI ein, um die unbedenklichen Refluxsymptome zu behandeln.

Das hat häufig negative Konsequenzen. Basierend auf den Einträgen des französischen EPI-MERES-Regis­ters analysierten die Wissenschaftler die Daten von rund 1,26 Millionen Kindern über einen medianen Zeitraum von 3,8 Jahren. Alle waren wegen Magensäure-Problemen behandelt worden, fast die Hälfte hatte deshalb PPI eingenommen.

Die PPI-Nutzung ging mit einem erhöhten Risiko für schwere virale oder bakterielle Infektionen einher (Hazard Ratio, HR, 1,34). Besonders galt das für Infektionen des Verdauungstrakts (HR 1,52), des Nervensystems (HR 1,31) und solche im HNO-Bereich (HR 1,47). Ungeklärt ist noch, warum die Medikamente diese Nebenwirkung haben. Diskutiert werden Veränderungen des Mikrobioms, direkte Einflüsse auf das Immunsystem und Mikro­aspirationen. Unabhängig davon betonen die Autoren, dass PPI in dieser Population nur bei klarer Indikation verschrieben werden dürfen.

Quelle: Lassalle M et al. JAMA Pediatr 2023; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2023.2900