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Protonenpumpenhemmer Nur aus gutem Grund weiterführen

Autor: Maria Weiß

Auf jeden Fall gebe diese Studie einen weiteren Grund, PPI unverzüglich abzusetzen, wenn die Indikation nicht mehr gegeben sei. Auf jeden Fall gebe diese Studie einen weiteren Grund, PPI unverzüglich abzusetzen, wenn die Indikation nicht mehr gegeben sei. © Zerbor – stock.adobe.com
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Immer wieder tauchen neue Studien zu den potenziellen Nebenwirkungen von Protonenpumpenhemmern auf. Auch das Herz scheint von den Magenschonern nicht unberührt zu bleiben.

Protonenpumpenhemmer (PPI) zählen weltweit zu den am häufigsten verschriebenen Medikamenten. Mögliche Nebenwirkungen einer Langzeitanwendung werden immer wieder diskutiert. Dazu gehört auch ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko, schreiben Dr. Nitin Malik und Prof. Dr. William Weintraub, Georgetown University in Washington.

In einer aktuellen Studie von Elizabeth Bell, Optum, Eden Prairie, und Kollegen wurde bei 4.346 Teilnehmern der prospektiven ARIC-Studie eine expositionsabhängige Assoziation zwischen PPI-Einnahme und kardiovaskulären Ereignissen wie Schlaganfall, KHK und Herzinsuffizienz gezeigt. Unabhängig von anderen möglichen Einflussfaktoren war eine kumulative PPI-Exposition > 5,1 Jahre mit einem etwa doppelt so hohen Risiko für solche Ereignisse verbunden (Hazard Ratio 2,02). Dies war v.a. durch das erhöhte Risiko für eine Herzinsuffizienz bedingt (HR 2,21).

Als Stärken der Studie nennen Dr. Malik und Prof. Weintraub das sorgfältige Follow-up in dieser Kohorte. Um das Bias-Risiko gering zu halten, waren sogar alle Patienten ausgeschlossen, die jemals unter anginaähnlichen Symptomen gelitten hatten, die auf einen Säurereflux zurückgeführt werden konnten. Mögliche Schwächen seien Ungenauigkeiten bei der Erfassung der PPI-Exposition, Limitationen einer überwiegend retrospektiven Beobachtungsstudie und die fehlende pathophysiologische Erklärung für das erhöhte Herzinsuffizienzrisiko.

Andere Studien mit ähnlichen Ergebnissen

Es gibt dennoch einiges, was auf einen möglichen kausalen Zusammenhang hindeutet:

  • Das Risiko war bei einer über fünfjährigen Exposition erheblich erhöht; der Effekt war abhängig von der Exposition.
  • Es wurden nur die Daten von Personen ohne kardiovaskuläre Erkrankungen zu Beginn der Studie berücksichtigt, sodass der Effekt tatsächlich sogar stärker sein könnte, als in der Publikation berichtet.
  • Ähnliche Ergebnisse wurden bereits in anderen retrospektiven Beobachtungsstudien berichtet.

Auf jeden Fall gebe diese Studie einen weiteren Grund, PPI unverzüglich abzusetzen, wenn die Indikation nicht mehr gegeben sei.

Dass dies nicht immer passiert, zeigt eine Studie von Dr. John Blackett, New York Presbyterian Columbia University Medical Center, und Kollegen. Darin wurden 2.467 Patienten nachverfolgt, die bei Aufnahme auf eine Intensivstation PPI bekommen hatten. 45 % dieser Patienten erhielten die Säureblocker auch noch nach Verlegung auf die Normalstation, 27 % sogar nach der Entlassung – obwohl keine Indikation mehr dafür bestand.

Quellen:
1. Malik N, Weintraub WS. Mayo Clin Proc 2021; 96: 2511-2513; DOI: 10.1016/j.mayocp.2021.08.017
2. Bell EJ et al. Mayo Clin Proc 2021; 96: 2540-2549; DOI: 10.1016/j.mayocp.2021.02.025
3. Blackett JW et al. Mayo Clin Proc 2021; 96: 2550-2560; DOI: 10.1016/j.mayocp.2020.07.038