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Respiratorischen Synzytial-Virus Ein Viertel der Betroffenen über 60 Jahre entwickelt eine Pneumonie

Autor: Annette Kanis

Das RS-Virus trifft nicht nur Kinder. Auch für Erwachsene kann es gefährlich werden, vor allem für Vorerkrankte. Das RS-Virus trifft nicht nur Kinder. Auch für Erwachsene kann es gefährlich werden, vor allem für Vorerkrankte. © Blanscape – stock.adobe.com
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In den Herbst- und Wintermonaten häufen sich witterungsbedingt die Infektionen mit dem Respiratorischen Syn­zytial-Virus (RSV). Während ein Teil der Betroffenen mit einem leichten Schnupfen davonkommt, landen andere wegen Lungenentzündung auf der Intensivstation. Abgesehen von Kindern unter fünf Jahren sind auch ältere Menschen und Hochrisikopatienten offenbar besonders gefährdet. 

Daten stammen aus der Zeit vor der Pandemie

Forscher um Prof. Dr. ­Jonathan Nguyen-Van-Tam von der Universität Nottingham wollten genauer wissen, wie die Situation bei den Erwachsenen ist. Sie analysierten 103 europäische, US-amerikanische, australische und japanische Studien der Jahre 2000 bis 2019, also aus der Zeit vor COVID-19. Eingeschlossen waren Personen ≥ 60 Jahre und komorbide Patienten ab 18 Jahren.

Wie die Auswertung der ganzjährig laufenden Studien zeigte, wurden 4,66 % der symptomatischen Atemwegsinfektionen bei älteren Menschen durch RSV hervorgerufen. Betrachteten die Forscher hingegen die saisonalen Studien, so stieg dieser Prozentsatz auf 7,80 %. Die Patienten berichteten am häufigsten über Husten (86,0 %), Schwäche/Unwohlsein (86,7 %), Kurzatmigkeit (72,3 %), Auswurf (56,1 %) und Fieber (53,3 %). Im Rahmen der ärztlichen Konsultation wurden meist Atemnebengeräusche (20,2 %) dokumentiert. 

Ein gutes Viertel (27,44 %) der älteren RSV-Patienten entwickelte eine Lungenentzündung, fast alle von ihnen kamen ins Krankenhaus. 5,01 % der Hospitalisierten mussten intensivmedizinisch betreut werden. Die Auswertung von fünf Studien lässt bei älteren Patienten auf eine RSV-bedingte Mortalität von 8,18 % schließen. Aufgrund der dünnen Datenlage halten die Autoren die Aussagekraft dieser Ergebnisse jedoch für begrenzt.

Die Hochrisikogruppe umfasste Erwachsene mit Herz-Lungen-Erkrankung, Diabetes, chronischer Nierenerkrankung, Immunschwäche, Demenz oder funktionellen Beeinträchtigungen. Hinzugenommen wurden institutionalisierte ältere Personen und Asthmapatienten.

Der RSV-Anteil lag in dieser Population übers Jahr bei 7,03 %, bei den kardio-pulmonal Erkrankten höher als bei den Immundefizienten (9,68 % vs. 6,33 %). Während der Saison im Winter war es genau anders herum (11,28 % vs. 7,22 %). Etwa jeder zweite immundefiziente Patient entwickelte Symptome an den oberen bzw. unteren Atemwegen (56,8 % bzw. 44,53 %). Ein Drittel der Hochrisikopatienten kam in die Klinik, ein gutes Viertel auf die Intensivstation – insbesondere solche mit Immunschwäche.

Die Autoren fordern eine verstärk­te Überwachung der RSV-Infektionen. Zudem sprechen sie sich für intensive Forschung zu Impfstoffen und Therapiemöglichkeiten aus.

Quelle: Nguyen-Van-Tam JS et al. Eur Respir Rev 2022; 31: 220105; DOI: 10.1183/16000617.0105-2022