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RSV-Vakzine für Senioren Zwei Impfstoffkandidaten schützen effektiv vor der Atemwegsinfektion

Autor: Dr. Judith Lorenz

Die Infektion mit RSV (braun) kann bei älteren Menschen durchaus schwer verlaufen. 
Die Infektion mit RSV (braun) kann bei älteren Menschen durchaus schwer verlaufen. © Science Photo Library/NATIONAL INSTITUTES OF HEALTH
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Bald schon könnten ältere Menschen gegen Infektionen mit dem respiratorischen Synzytial-Virus geimpft werden. Eine erste Vakzine steht vor der Zulassung, eine weitere hat in einer Proof-of-­concept-Studie ihre gute Wirksamkeit bei Älteren gezeigt.

Neben Kindern sind es v.a. alte und gebrechliche Menschen, die durch Infektionen mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) gefährdet sind. Möglicherweise kann man Senioren bald mit einer Impfung gegen den Erreger schützen, berichtet eine Gruppe um Prof. Dr. ­Alberto ­Papi von der Universität ­Ferrara. In einer Phase-3-Studie mit fast 25.000 Menschen ab 60 Jahren hatten die Forscher den Impfstoff getestet. Im Vergleich zu Placebo verhinderte die Vakzine über eine komplette Saison hinweg 83 % der PCR-bestätigten und 94 % der schweren unteren Atemwegsinfektionen.

Ein zweiter Kandidat lieferte in einer Phase-2b-Studie mit 5.782 Probanden ab einem Alter von 65 Jahren vielversprechende Ergebnisse. Abhängig vom Schweregrad der RSV-Infektion lag die Schutzwirkung zwischen 70 und 80 %, schreiben Prof. Dr. ­Ann ­Falsey von der Universität ­Rochester und Kollegen.

Beide Impfstoffkandidaten nutzen die hohe Immunogenität der stabilisierten Konformation eines RSV-Proteins mit dem Namen PreF. Bei der ersten Vakzine handelt es sich um eine adjuvantierte Formulierung, das zweite Medikament besteht aus einem rekombinanten und nicht-replikationsfähigen adenoviralen Vektor, der mit rekombinantem PreF-Protein kombiniert ist.

Beide Impfstoffe erwiesen sich als gut verträglich

Beide Präparate stimulierten die Bildung neutralisierender Antikörper und hatten ein akzeptables Sicherheitsprofil. Sie lösten zwar deutlich häufiger als Placebo lokale oder systemische Reaktionen aus, mehrheitlich handelte es sich dabei aber um vorübergehende, leichte oder mäßige Nebenwirkungen. Schwere unerwünschte Effekte traten unter Verum ähnlich häufig auf wie unter der Scheinbehandlung.

Die im Zuge der jahrzehntelangen Forschung am RS-Virus gewonnenen Erkenntnisse kommen auch der Entwicklung strukturbasierter Impfstoffe gegen andere Erreger zugute, wie Dr. ­Barney ­Graham von der ­Morehouse ­School of ­Medicine in ­Atlanta beschreibt. So sei die  Entwicklung von Impfstoffen und therapeutischen Antikörpern gegen SARS-CoV-2 unter anderem deshalb so schnell gelungen, weil man auf die umfassenden Erfahrungen mit RSV zurückgreifen konnte.

Quellen: 1. Falsey AR et al. N Engl J Med 2023; 388: 609-620; DOI: 10.1056/NEJMoa2207566 / 2. Papi A et al. N Engl J Med 2023; 388: 595-608; DOI: 10.1056/NEJMoa2209604 / 3. Graham BS. N Engl J Med 2023; 388: 579-581; DOI: 10.1056/NEJMp2216358