Stuhltest per Post Einfache Mittel können die Teilnahmeraten am Darmkrebsscreening erhöhen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Wird Darmkrebs frühzeitig erkannt, liegt die Fünf-Jahres-Überlebenschance bei knapp 90 %. Wird Darmkrebs frühzeitig erkannt, liegt die Fünf-Jahres-Überlebenschance bei knapp 90 %. © Andrey Popov - stock.adobe.com

Wird Darmkrebs frühzeitig erkannt, liegt die Fünf-Jahres-Überlebenschance bei knapp 90 %. Trotz steigender Inzidenz nehmen nur wenige an Screenings teil. Ein Brief könnte diese Situation deutlich verändern.

Die USA verzeichneten in den letzten 30 Jahren einen Anstieg der Darmkrebsinzidenz um nahezu 15 % bei unter 50-Jährigen. Seit 2021 gilt daher die offizielle Empfehlung, im Alter von 45 Jahren erstmals ein Darmkrebsscreening zu absolvieren. Die Teilnahmerate an den Untersuchungen blieb jedoch gering – nur 1,5 % der 45- bis 49-Jährigen hatten 20 Monate später ein Screening in Anspruch genommen. Der sprichwörtliche Wink mit dem Zaunpfahl, in diesem Fall die unangekündigte postalische Zusendung eines Stuhltestkits an Personen dieser Altersgruppe, konnte dennoch viele ermuntern.

Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam um Dr. Artin Galoosian von der University of California, Los Angeles, in seiner Studie. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollten herausfinden, wie sich mehr Menschen in diesem Alter zur Inanspruchnahme eines Darmkrebsscreenings motivieren lassen.

Teilnehmende hatten kein erhöhtes Risiko für Darmkrebs

Das Team kontaktierte im Mai 2022 20.509 Erwachsene im Alter zwischen 45 und 49 Jahren und lud zu einer ersten Darmkrebsfrüherkennung ein. Risikofaktoren für ein kolorektales Karzinom lagen bei keinem vor. Eigen- und Familienanamnese waren negativ und Menschen mit prädisponierenden Entitäten wie etwa chronisch-entzündliche Darmerkrankungen hatte man ausgeschlossen.

Etwa ein Viertel der Kohorte wurde schriftlich über die Screeningempfehlung informiert und konnte sich aktiv für oder gegen einen fäkalen immunchemischen Test (FIT) entscheiden, der im Bedarfsfall postalisch zugeschickt wurde. In dieser Gruppe hatten nach sechs Monaten 16,4 % der kontaktierten Personen ein Screening absolviert. Ein weiteres Viertel der Studienteilnehmenden bekam eine Darmspiegelung angeboten. In dieser Gruppe nahmen 14,5 % das Angebot wahr. Das dritte Viertel konnte sich zwischen einem FIT und einer Koloskopie entscheiden. Hier betrug die Teilnahmerate 17,4 %, wobei häufiger die Koloskopie gewählt wurde. Die Personen des letzten Viertels des Studienkollektivs erhielten ohne ihr vorheriges Einverständnis einen FIT per Post zugeschickt. In dieser Untergruppe stellten die Forschenden die mit Abstand höchste Teilnahmerate am Screening fest. Insgesamt 26,2 % der kontaktierten Personen nahmen das Angebot zur Darmkrebsfrüherkennung wahr.

Prof. Dr. Caitlin Murphy, UTHealth Houston School of Public Health, und weitere Fachleuten begrüßen die Erweiterung des Darmkrebsscreenings auf jüngere Bevölkerungsgruppen. Nachteile für ältere Personengruppen seien dabei angesichts aktueller Forschungsergebnisse nicht zu befürchten, unterstreichen sie. Weitere Untersuchungen müssen ihrer Meinung nach nun unter anderem klären, inwiefern sich das vorgezogene Screening auf die Darmkrebsmortalität auswirkt. 

Quelle: 1. Galoosian A et al. JAMA 2025; 334: 778-787; doi: 10.1001/jama.2025.12049
2. Murphy CC et al. JAMA 2025; 334: 773-775; doi: 10.1001/jama.2025.11473