Kein Erholungsvorteil nach Thrombektomie Endovaskuläre Intervention beim Verschluss mittlerer und distaler Hirngefäße enttäuscht in Studien

Autor: Sabine Debertshäuser

Die vorherrschenden Verschlussstellen waren das M2- und M3-Segment der A. cerebri media sowie das P2- und P1-Segment A. cerebri posterior. Die vorherrschenden Verschlussstellen waren das M2- und M3-Segment der A. cerebri media sowie das P2- und P1-Segment A. cerebri posterior. © MQ-Illustrations - stock.adobe.com

Bei einem Schlaganfall mit Großgefäßverschluss gilt die mechanische Rekanalisierung mittels endovaskulärer Therapie (EVT) als wirksam und sicher. Eine internationale Forschergruppe um Prof. Dr. Marios Psychogios vom Universitätsspital Basel analysierte nun, wie gut sich die Methode bei mittlerem und distalem Okklusionsort eignet.

543 Patientinnen und Patienten im medianen Alter von 77 Jahren waren eingeschlossen. Der Medianwert auf der National Institutes of Health Stroke Scale bei Aufnahme betrug 6 Punkte, 65,4 % erhielten eine intravenöse Thrombolyse. Die vorherrschenden Verschlussstellen waren das M2- und M3-Segment der A. cerebri media sowie das P2- und P1-Segment A. cerebri posterior. Die Teilnehmenden wurden randomisiert und erhielten innerhalb von 24 Stunden entweder jeweils den besten medizinischen Standard (n = 272) oder die Standardversorgung plus EVT (n = 271).
Primäres Ergebnis war die Beeinträchtigung nach 90 Tagen auf der modifizierten Rankin-Skala (mRS). Dabei ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen, berichtet das Team. Gleiches galt für die Gesamtmortalität (15,5 % mit EVT vs. 14,0 % ohne) und die Häufigkeit symptomatischer intrakranieller Blutungen (5,9 % vs. 2,6 %). 

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine prospektive Analyse von Forschenden um Prof. Dr. Mayank Goyal, University of Calgary. Sie hatten die Verläufe von insgesamt 530 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die binnen 12 Stunden nach dem Verschluss eines mittleren Hirngefäßes die optimale Standardbehandlung entweder mit oder ohne zusätzlicher EVT erhalten hatten.
Das primäre Studienziel war ein hervorragendes Abschneiden in der mRS (0 oder 1) nach drei Monaten – dieses erreichten Teilnehmende in beiden Gruppen gleich häufig. Intrazerebrale Blutungen kamen im EVT-Kollektiv häufiger vor (5,4 % vs. 2,2 %). Nach diesen Ergebnissen könne eine routinemäßige zusätzliche EVT bei einem Verschluss mittelgroßer Gefäße derzeit nicht empfohlen werden, so das Team.

Quelle: 

1. Psychogios M et al. N Eng J Med 2025; DOI: 10.1056/NEJMoa2408954

2. Goyal M et al. N Eng J Med 2025; DOI: 10.1056/NEJMoa2411668