
Darmflora in Kapseln verpackt Fäkale Mikrobiotatransplantation kann auch oral verabreicht werden

Sowohl Clostridium-difficile-Infektionen als auch das Reizdarmsyndrom oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen hängen eng mit einer Dysbiose des intestinalen Mikrobioms zusammen. Hier setzt die fäkale Mikrobiotatransplantation (FMT) an, bei der Darmbakterien eines gesunden Spenders auf Betroffene mit geschädigter Darmflora übertragen werden.
Dies geschieht in der Regel mittels eines Einlaufs, im Rahmen einer Koloskopie oder über den oberen Gastrointestinaltrakt mittels einer nasoduodenalen Sonde. Faktoren, die eine breite klinische Anwendung limitieren, sind potenzielle Risiken wie eine Perforation der Darmwand, Blutungen oder Aspirationspneumonien, die beschränkte Zugänglichkeit und die schlechte Akzeptanz der Patientinnen und Patienten. Eine orale FMT in Form einer Kapsel würde viele dieser Probleme umgehen. Aus einer Umfrage unter 1.831 Personen geht zudem hervor, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmenden (52,1 %) eine orale FMT den klassischen Methoden vorziehen würde.
In einer aktuellen Übersichtsarbeit hat ein Team um Srinivas Kamath von der University of South Australia in Adelaide jetzt Fortschritte und Herausforderungen bei der Entwicklung oraler FMT beleuchtet. Sie erklären, dass diese Innovation eine leichter zugängliche, verträgliche und langfristige Modulation des Mikrobioms ermöglicht, was das therapeutische Potenzial der FMT ausweiten könnte.
Zu den Herausforderungen der oralen FMT zählt die hohe „Kapsellast“, welche insbesondere bei der langfristigen Anwendung zum Tragen kommt, sowie Bedenken hinsichtlich des Geruchs und Geschmacks. Außerdem stoßen die Spenderbakterien auf ihrem Weg durch den Verdauungstrakt auf verschiedene biologische Barrieren, die es zu überwinden gilt. Diese umfassen die verschiedenen pH-Werte im Magen und im Darm, Verdauungsenzyme sowie die inhärente Kolonisationsresistenz des Darmmikrobioms des Empfängers.
Nach Gewinnung des Spenderstuhls wird dieser aufwendig vorbereitet und prozessiert. Eine Maßnahme, um das Endvolumen und damit letztendlich auch die Kapsellast zu reduzieren, ist die Verfeinerung der Verarbeitungstechnologien, beispielsweise durch Lyophilisierung. Diese Strategie hat gegenüber frischem bzw. gefrorenem Spenderstuhl außerdem den Vorteil, dass Probleme mit dem Geschmack durch die Dehydrierung reduziert werden.
Bei der weiteren Verarbeitung stehen moderne Systeme und Hilfsstoffe zur Verfügung, welche das Überleben der Spenderbakterien verbessern und die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, dass diese an ihrem gewünschten Wirkort ankommen und freigesetzt werden. Oft wird auch die organoleptische Akzeptanz gefördert. Innovative Formulierungsstrategien bei der oralen FMT umfassen Mikroverkapselung, Trockenmatrizen und Lipidformulierungen.
Um das volle Potenzial der oralen FMT auszuschöpfen, ist die Zusammenarbeit von Forschern, Klinikern und Regulierungsbehörden erforderlich, so die Autoren der Übersichtsarbeit. Neben klinischen Studien für verschiedene Indikationen steht ihrer Ansicht nach unter anderem auch eine Bewertung der Kosteneffizienz aus sowie die Entwicklung reproduzierbarer Bakterienkonsortien.
Quelle: Kamath S et al. Gut 2025; DOI: 10.1136/gutjnl-2025-335077