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Fatigue bei Lupus – Begleiterkrankungen, Medikamente oder spezifische Organschäden

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die auftretende Müdigkeit kann viele Auslöser haben. Die auftretende Müdigkeit kann viele Auslöser haben. © fizkes – stock.adobe.com
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Zwei Drittel der SLE-Patienten leiden an einer Fatigue. Doch nicht immer ist der Lupus selbst daran schuld. Eine geschickte Stufendiagnostik erleichtert die Ursachenforschung und ermöglicht eine gezielte Therapie.

Bei der Abklärung einer Fatigue ist zuerst einmal deren Charakter abzufragen. Dabei interessiert, wie sie sich entwickelt hat (akut oder schleichend), seit wann sie besteht und wie stark sie den Betroffenen beeinträchtigt (z.B. in Alltag, Beruf). Zur genauen Einschätzung des Symptoms Müdigkeit helfen validierte Instrumente wie die Fatigue Severity Scale (FSS). Mit ihnen lassen sich Symptomverlauf und Therapieerfolg zuverlässig abschätzen. Außerdem vermitteln diese Scores dem Patienten auf einfache Art, dass sich der Arzt für seine Beschwerden interessiert.

Mentale und psychische Konsequenzen sollten ebenso eruiert werden wie Schlafqualität, Ernährung und potenziell ursächlicher Genussmittelkonsum. Wichtig zu wissen ist auch, ob die Erschöpfung während der SLE-Schübe auftritt, ob es müdigkeitsfreie Phasen und relevante Begleiterkrankungen gibt.

Primär andere Ursachen ausschließen

Die klinische Diagnostik konzentriert sich dann zunächst auf Herz, Lunge, Schilddrüse und Nervensystem. Frauen sollten zudem gynäkologisch untersucht werden, raten Dr. Philippe Merz von der Universitätsklinik Straßburg und Kollegen. Einfache Labortests ermöglichen den Ausschluss häufiger Fatigueauslöser, die nichts mit der Autoimmunerkrankung zu tun haben – von Medikamenten bis zu hormonellen Störungen (s. Tabelle). Vor allem kurz nach der Beendigung einer Steroidtherapie muss man mit einer Nebenniereninsuffizienz rechnen. Empfohlen wird zudem ein Malignomscreening (Gewichtsverlust, Lymphadenopathie etc.).

Die häufigsten Auslöser der Fatigue
UrsacheDiagnostik
Medikamente: Steroide, Antiarrhythmika, Antihypertensiva, Sedativa, Diuretika, Antidepressiva, AntihistaminikaMedikamentenanamnese
Anämie (Eisen- oder Vitamindefizit)CRP, Hb, Coombs-Test, Ferritin, Vitamine B9 und B12
Stoffwechselerkrankungen: Hypothyreose, Nebenniereninsuffizienz, Panhypopituitarismus, DiabetesTSH, Nüchternglukose etc.
Vitamin-D-MangelVitamin-D-Spiegel
Infektionen: z.B. Mykobakterien, HIV, Hepatitis B und C, EBV CRP, HBV, HCV, EBV, HIV, Quantiferontest
Organinsuffizienz: Herz, Lunge, Leber, NiereBNP, Röntgen-Thorax, Leberwerte, Kreatinin, Echokardiographie
Schlafstörungen: OSAS, Jetlag (häufige Reisen)Polysomnographie
SchwangerschaftBeta-HCG

Werden durch diese Maßnahmen keine Fatigueursachen gefunden, ist gezielt nach lupusspezifischen Auslösern zu fahnden. SLE-Patienten mit neurologischer Beteiligung einschließlich Läsionen der weißen Hirnsubstanz leiden z.B. vermehrt an chronischer Erschöpfung. Ein weiterer wichtiger Trigger ist die Niereninsuffizienz. Außer Frage steht die müde machende Wirkung einer gestörten kardialen Funktion. Auch eine Leberinsuffizienz bzw. Zirrhose auf dem Boden einer SLE-Hepatitis kommt als Auslöser in Betracht, ist aber eher selten.

In einer eigenen Studie konnten die Autoren zudem eine Beziehung zwischen schwerer Fatigue und Arthritis bzw. oralen Ulzera nachweisen. Eine wichtige Rolle spielen auch psychische Faktoren: Schmerz, Stress und Depression sind die wichtigsten Prädiktoren für ein Erschöpfungssyndrom.

Mögliche Interaktionen beachten

Bei Patienten mit aktivem Lupus kann das Erreichen einer Remission die Fatigue deutlich bessern. Allerdings weisen viele Betroffene weder einen floriden Lupus noch anderweitige Organschäden auf. Eine Eskalation der immunsuppressiven Therapie ist in solchen Fällen nutzlos. Stattdessen favorisiert das Autorenteam psychotherapeutische Interventionen und vermehrte körperliche Aktivität, vermutlich helfen auch Antidepressiva. Zu beachten ist jedoch eine mögliche Verlängerung der QT-Zeit durch eine Interaktion mit dem häufig therapeutisch genutzten Hydroxychloroquin. Auch eine Beendigung des Nikotinabusus kann Lupus-Schüben vorbeugen und verbessert nebenbei die Wirkung vieler Medikamente. Abschließend empfehlen die Autoren, die Serumspiegel des Antimalariamittels im Auge zu behalten, vielleicht liege die Fatigue ja an mangelnder Therapieadhärenz.

Quelle: Merz P et al. Lupus Sci Med 2020; 7: e000441; DOI: 10.1136/lupus-2020-000441