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Chronische Wunden „Feucht“ heißt die Devise

Autor: Dr. Anja Braunwarth

Durch den grundlegenden Wandel in der Wundbehandlung lassen sich auch chronische Wunden besser in den Griff bekommen. Durch den grundlegenden Wandel in der Wundbehandlung lassen sich auch chronische Wunden besser in den Griff bekommen. © wikimedia/Milorad Dimic MD, Nis, Serbia
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Chronische Wunden verlangen eine sorgfältige Lokalbehandlung. Als Orientierungshilfe dafür wurde vor ein paar Jahren das MOIST-Konzept eingeführt.

Chronische Wunden verlangen eine sorgfältige Lokalbehandlung. Als Orientierungshilfe dafür wurde vor ein paar Jahren das MOIST-Konzept eingeführt.

Von TIME zu MOIST: So hat sich das Prinzip der Lokaltherapie chronischer Wunden gewandelt, berichtete Prof. Dr. ­Joachim Dissemond­ von der Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Essen. TIME stand für das Management von Tissue (Gewebe), Infektion, Moisture (Exsudat) und Edge (Wundrand). „Dieses Konzept bildet die moderne Therapie nicht mehr ab“, erklärte der Referent. Deshalb hat er es gemeinsam mit Kollegen zu MOIST weiterentwickelt:

  • M: moisture balance (Exsudatmanagement)
  • O: oxygen balance (Sauerstoffzufuhr)
  •  I: infection control (Infektionskontrolle)
  • S: supporting strategies (Unterstützende Maßnahmen)
  • T: tissue management (Gewebemanagement)

Exsudatmanagement

Trockene Wunden lassen sich mit Hydrogelen versorgen, meist handelt es sich aber um feuchte Wunden. Für sie gibt es inzwischen eine Reihe von Produkten, die das überschüssige Exsudat abfangen, z.B. Alginate, Hydrofasern, Schaumverbände oder Superabsorber. Gerade letztere haben laut Prof. Dissemond sehr an Bedeutung gewonnen. Das Wundsekret kann zudem mittels Vakuumtherapie entfernt werden.

Sauerstoffzufuhr

Mit Sauerstoff kann man aktiv in den Heilungsprozess eingreifen. Um das Sauerstoffgleichgewicht wiederherzustellen bzw. zu erhalten, gibt es mehrere Möglichkeiten. Der Dermatologe nannte die kontinuierliche Applikation von drucklosem Sauerstoff, die Zufuhr von O2 mit niedrigem konstanten Druck in einer Kammer, die zyklische topische Therapie (TWO2), eine O2-Freisetzung über Gels oder Verbände sowie spezielle Transferprodukte, z.B. ein Hämoglobinspray. Viele Produkte sind allerdings in Deutschland nicht auf dem Markt.

Infektionskontrolle

Unter den Antiseptika gilt Polyhexanid immer noch als erste Wahl, eine gute Alternative bietet aber auch Octenidin. Darüber hinaus eignen sich Silberverbände, medizinischer Honig oder Verbände mit Dialkylcarbamoylchlorid (DACC).

Supportive Maßnahmen

Sehr viele neue Erzeugnisse ergänzen und unterstützen heutzutage die klassischen Therapien. „Beim S spielt die Musik“ betonte Prof. Dissemond. Infrage kommen beispielsweise Modulatoren von Matrixmetalloproteinasen (MMP) wie Nano-Oligo-Saccharid-Faktor, pHI-5 oder Kollagen. Außerdem spielen auch Substanzen, die auf die Inflammation einwirken, eine Rolle, z.B. TNF-α-Inhibitoren oder β-Glucan, sowie Wachstumsfaktoren, pH-Modifikatoren, Hyaluronsäure oder Chitosan.

Gewebemanagement

Beim Gewebemanagement sind vor allem Wundsäuberung und Débridement wichtig. Zur Reinigung eignen sich Kochsalz-, Ringer- oder konservierte Lösungen. Das Débridement kann autolytisch, biochirurgisch, enzymatisch oder mechanisch/chirurgisch erfolgen.

Kongressbericht: Nürnberger Wundkongress