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Emulgatoren Finger weg von Fertigprodukten

Autor: Dr. Anna Millenaar

Die in vielen Fertigprodukten enthaltenen Emulgatoren scheinen auch das gastrointestinale Epithel direkt anzugreifen. Die in vielen Fertigprodukten enthaltenen Emulgatoren scheinen auch das gastrointestinale Epithel direkt anzugreifen. © ltyuan – stock.adobe.com
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Emulgatoren, wie sie in zahlreichen verarbeiteten Lebensmitteln enthalten sind, bringen möglicherweise nicht nur Darmbakterien in Bedrängnis, sondern richten auch auf zellulärer Ebene großen Schaden an.

Der Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln steigt seit Mitte des 20. Jahrhunderts stetig an, gleichzeitig nehmen chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zu. Aktuelle Studienergebnisse lassen vermuten, dass die in vielen Fertigprodukten enthaltenen Emulgatoren bei dieser Koinzidenz eine Rolle spielen. Ihre negative Wirkung auf die Darmflora konnte bereits belegt werden, doch scheinen sie auch das gastrointestinale Epithel direkt anzugreifen.

Versuchsaufbau mit intestinalen Organoiden

Emulgatoren wie die Polysorbate 20 (P20, E432) und 80 (P80, E433) dürfen in Konzentrationen bis zu 1% u.a. Speiseeis, Getränken, Dressings, Brot und Süßigkeiten beigefügt werden. Ein Forscherteam hat in vitro untersucht, wie die Substanzen das Wachstum von humanen intestinalen Organoiden beeinflussen.

Ab einer Konzentration von 0,1 % setzten beide Substanzen eine zelluläre Lyse in Gang. Das Ausmaß der Apoptose wurde anhand der transepithelialen elektrischen Resistenz sowie der zerstörten Membranproteine gemessen, die normalerweise die Zellzwischenräume abdichten. Zudem beobachteten die Forscher bereits bei Konzentrationen von 0,05 % eine vermehrte Zytokinsekretion (u.a. Interleukin-6 und -13, TNF-alpha), was für proinflammatorische Prozesse sprach.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass P20 und P80 die epitheliale Darmbarriere schädigen und als pathophysiologischer Schlüsselfaktor von chronisch-entzündlichen Erkrankungen in Betracht kommen könnten. Sie regen an, die vor Jahrzehnten festgelegten Grenzwerte zu überarbeiten. Als nächster Schritt müsse eine prospektive Studie den klinischen Einfluss von Emulgatoren untersuchen.

Quelle: Ogulur I et al. Allergy 2023; 78: 2441-2455; DOI: 10.1111/all.15825