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Säuglinge Früh induzierte orale Toleranz kann Nahrungsmittelallergie verhindern

Autor: Stefanie Menzel

Löffel für Löffel geht es gegen die Nahrungsmittelallergie. Löffel für Löffel geht es gegen die Nahrungsmittelallergie. © Mara Zemgaliete – stock.adobe.com
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Statt Babys von Allergenen fernzuhalten, füttert man heute gezielt zu, um möglichst früh eine orale Toleranz zu erreichen. Somit hofft man, Nahrungsmittelallergien zu verhindern.

Der größte Risikofaktor für die Entwicklung einer Nahrungsmittelallergie ist eine atopische Dermatitis im ersten Lebensjahr. „Kinder ohne Ekzem, die dennoch allergisch auf Lebensmittel reagieren, haben Studien zufolge häufig eine Loss-of-function-Mutation im Filaggrin-Gen“, berichtete Prof. Dr. ­Kirsten Beyer­ vom kinderallergologischen Studienzentrum der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Beides geht mit einer gestörten Hautbarriere einher. Das ist insofern relevant, als eine Sensibilisierung stets über die Haut erfolgt – sofern nicht bereits eine orale Toleranz eingetreten ist. 

Statt wie früher Allergene zu meiden, versucht man heute, eine orale Toleranz durch gezielte Frühfütterung zu induzieren. Entsprechende Empfehlungen haben Eingang in die Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien gefunden, betonte Prof. Beyer. 

Eihaltige Lebensmittel in die Beikost mischen

So werde beispielsweise dazu geraten, frühzeitig durcherhitztes Hühnerei bzw. eihaltige Backwaren in die Beikost zu mischen. „Wir waren aber insbesondere beim Thema Erdnuss deutlich zurückhaltender als die US-amerikanischen Kollegen, die sich für eine Früheinführung aller Lebensmittelallergene aussprechen. Erdnuss empfehlen wir nur bei Säuglingen mit atopischem Ekzem, wenn in der Familie regelmäßig entsprechende Produkte gegessen werden. Zuvor sollte eine Erdnussal­lergie ausgeschlossen werden“, so die Referentin.

Ob man die Barrierefunktion der Babyhaut durch Eincremen verbessern kann, bleibt weiterhin unklar. Eine Sekundäranalyse der EAT-Studie kam kürzlich zu dem Schluss, dass Kinder, die (mehrmals) täglich eingecremt wurden, deutlich häufiger eine Nahrungsmittelallergie entwickelten. „Dieser Effekt zeigte sich auch bei Kindern ohne sichtbarem Ekzem“, betonte Prof. Beyer. Sie räumte ein, dass es sich bei der Untersuchung aber um eine Beob­achtungsstudie handelt. Weitere kleine Arbeiten lieferten widersprüchliche Ergebnisse, gut gepowerte interventionelle Studien zu dem Thema fehlen.

Baby-Schnuller nicht mit Desinfektionsmittel reinigen

Zu guter Letzt hatte die Expertin noch einen Rat für frisch gebackene Eltern: „Beim Reinigen des Schnullers in den ersten sechs Monaten ist quasi alles erlaubt – aber verzichten Sie bitte auf chemische Desinfektionsmittel!“ Diese waren in einer großen australischen Untersuchung unter Berücksichtigung von Störfaktoren das Einzige, was die Entwicklung einer Nahrungsmittelallergie ­förderte.

Quelle: 12. Allergologie-Update-Seminar