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Für Schlafapnoiker sind Narkosemittel besonders gefährlich

Autor: Michael Brendler/Dr. Anja Braunwarth

Eine Schlafapnoe sollte man vor eine OP genauso beachten wie Diabetes oder andere Erkrankungen. Eine Schlafapnoe sollte man vor eine OP genauso beachten wie Diabetes oder andere Erkrankungen. © iStock/Juanmonino
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Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe müssen mit vermehrten kardiovaskulären Problemen rechnen. Während einer OP gilt das umso mehr.

Ob Betäubungsmittel, Sedativa oder Opiate: All diese Mittel aus dem anästhesiologischen Werkzeugschrank bergen für Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe (OSA) Gefahren. Schließlich seien alle drei Wirkstoffklassen in der Lage, den Atemantrieb zu unterdrücken und zu einer Entspannung der Muskulatur der oberen Luftwege zu führen, sorgen sich Dr. Matthew T. V. Chan von der Abteilung für Anästhesie am Prince of Wales Hospital in Hongkong und Kollegen. Damit droht eine potenzielle Exazerbation der – oft präoperativ nicht bekannten – OSA, die wiederum zu kardiovaskulären Komplikationen prädisponieren könnte.

1218 Operationskandidaten ohne diagnostizierte OSA, aber mit mindestens einem kardiovaskulären Risikofaktor hat das Team nun untersucht. Alle wurden vor dem (nicht-kardialen) Eingriff im Schlaf überwacht, in den folgenden 30 Tagen beobachteten die Kollegen das Auftreten von myokardialen Schäden, Herztod, Herzinsuffizienz, Thromboembolien, Vorhofflimmern und Schlaganfall. Menschen mit einem schweren Schlafapnoe-Syndrom erlebten tatsächlich 2,23 mal so häufig solche Komplikationen wie gesunde Schläfer. Bei Betroffenen mit moderater oder schwacher OAS zeigten sich zwar ähnliche, aber schwächere Effekte, die keine Signifikanz erreichten.

Ideale vorbeugende Maßnahme noch unklar

Einem Schlafapnoe-Syndrom sollte man in Zukunft vor einer Operation ähnlich viel Aufmerksamkeit widmen wie einem Diabetes oder anderen Begleiterkrankungen, raten Dr. Dennis Auckley und Dr. Stavros­ Memtsoudis von der Society of Anesthesia and Sleep Medicine in Milwaukee in einem begleitenden Kommentar. Wie sich das erhöhte Risiko am besten senken lässt, ob durch eine intensivere Überwachung, konservative Maßnahmen wie erhöhte Kopflagerung oder gar eine CPAP-Beatmung müssten allerdings noch zukünftige Studien zeigen.

1. Chan MTV et al. JAMA 2019; 321: 1788-1798
2. Auckley D, Memtsoudis S. A.a.O.: 1774-1776