Weniger Herztode auf der Strecke Gestiegene Überlebenschance deutet auf effektivere Akutversorgung bei Langstreckenläufen hin

Autor: Dr. Susanne Meinrenken

Offenbar führten eine effektive Planung der Notfallversorgung sowie rascher Zugang zu Defibrillatoren zur höheren Überlebensrate. Offenbar führten eine effektive Planung der Notfallversorgung sowie rascher Zugang zu Defibrillatoren zur höheren Überlebensrate. © Starpics – stock.adobe.com

Immer mehr Menschen, oft auch in höherem Alter, messen sich im Halbmarathon oder Marathon mit anderen:

Im Vergleich zum ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends hat sich die Teilnehmerzahl in den USA zwischen 2010 und 2023 ungefähr verdreifacht. Die gesundheitlichen Vorteile des Laufens sind unbestritten – allerdings kommt es auch immer wieder zu Fällen von akutem Herzstillstand auf der Strecke. Über Häufigkeit und Verlauf dieses Problems klären Forschende um Prof. Dr. Jonathan Kim von der Emory School of Medicine auf.

Das Autorenteam wertete neben anderen Quellen auch Daten des „Race Associated Cardiac Event“-Registers aus. Von 29.311.597 Läuferinnen und Läufern, die zwischen 2010 und 2023 in den USA bei Marathons und Halbmarathons auf die Strecke gegangen waren, hatten 176 einen Herzstillstand erlitten (0,60 Fälle pro 100.000 Teilnehmende). Im Vergleich zu den Zahlen für 2000–2009 ergab sich kein nennenswerter Unterschied (0,54/100.000). Allerdings scheint die Inzidenz seit dem Jahr 2020 deutlich anzusteigen.

Von den betroffenen Sportlerinnen und Sportlern überlebten 66 %. Bei Männern war es mit 1,12 von 100.000 Personen deutlich häufiger zu einem Herzstillstand gekommen als bei den Frauen (0,19). Ein Unterschied zeigte sich auch bei der Distanz: Während eines Marathons ereilte etwa doppelt so viele Personen ein Ereignis wie beim kürzeren Lauf. Weder in Bezug auf das Geschlecht noch auf die Laufdistanz zeigten sich demnach Unterschiede in der Überlebenswahrscheinlichkeit.

Für 128 der 176 Ereignisse waren genauere medizinische Daten verfügbar. Die zugrunde liegende Ätiologie war bei gut der Hälfte dieser Fälle dokumentiert. 40 % der Betroffenen litten an einer koronaren Herzkrankheit; aus dieser Gruppe überlebten 93 %. Bei 25 % blieb die Ursache des Herzstillstands unbekannt, eine hypertrophe Kardiomyopathie lag in 7 % vor.

Auffällig war die insgesamt höhere Überlebenschance im Vergleich zu den Jahren 2000 bis 2009: Während damals 0,39 von 100.000 Teilnehmenden an einem kardialen Ereignis gestorben waren, lag diese Zahl nun bei 0,20 pro 100.000; 71 % versus nun 34 % erlagen ihrem Herzstillstand. Für die höhere Überlebenschance erwiesen sich eine vergleichsweise kurze kardiopulmonale Wiederbelebungsdauer sowie eine initiale ventrikuläre Tachyarrhythmie als wichtige Faktoren. Offenbar führten eine effektive Planung der Notfallversorgung sowie rascher Zugang zu Defibrillatoren zur höheren Überlebensrate, vermutet das Autorenteam.

Dies bestätigen Forschende der University of Texas in einem begleitenden Kommentar. Dass oft eine koronare Herzkrankheit zugrunde liege, spreche allerdings auch dafür, ein größeres Augenmerk auf die primäre kardiologische Prävention bei Langstreckenläuferinnen und -läufern zu legen.

Quellen:
1. Kim JH et al. JAMA 2025, DOI: 10.1001/jama.2025.3026
2. Patel NS, Link MS. JAMA 2025, DOI: 10.1001/jama.2025.3646