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Glukose-Monitoring: Wohin mit dem Sensor?

Autor: Dr. Kerstin Tillmann

Was bei CGM bedenkenlos klappt, wirkt sich bei FGM auf die Messgenauigkeit aus. Was bei CGM bedenkenlos klappt, wirkt sich bei FGM auf die Messgenauigkeit aus. © b4producer – stock.adobe.com
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Sensoren immer nur am Oberarm zu tragen, ist für viele Patienten lästig. Ob auf andere Körperstellen ausgewichen werden kann, ist bislang unklar. Eine Kalibrierung scheint jedoch mehr Freiheiten zu bringen.

Die Sensoren für das Flash-Glukose-Monitoring (FGM) sollen laut Angaben der Hersteller ausschließlich am Oberarm platziert werden. Patienten interessiert jedoch, ob nicht auch andere Körperstellen möglich sind. Hierzu gibt es auch einen regen Austausch im Internet, berichtete Professor Dr. Manfred Dreyer, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie, Hamburg. Dem wurde nun in einer Studie nachgegangen:¹ 23 Patienten mit Diabetes Typ 1 trugen über einen Zeitraum von 14 Tagen jeweils drei Sensoren gleichzeitig – und zwar am Oberarm, am Oberschenkel und am Bauch. Anschließend wurde bestimmt, wie stark die Sensorenwerte von den verschiedenen Körperstellen von kapillären Glukosemessungen abwichen.

FGM-Messungen am Bauch nicht ausreichend genau

Diese Vergleichswerte wurden anhand von 7-Punkte-Profilen bestimmt. Die mittlere Abweichung am Oberarm betrug 11,8 ± 12,0 % und 12,3 ± 13,8 % am Oberschenkel, die Messungen an den Extremitäten ergaben somit ähnliche Ergebnisse. Am Bauch waren die Werte jedoch deutlich schlechter, so Prof. Dreyer: Hier lag die Abweichung von den Blutglukosewerten bei 18,5 ± 18,4 %.

Zudem lieferten die Messungen am Bauch lediglich in 69,41 % der Fälle ausreichend genaue Werte, an Armen und Beinen waren 85 % der Gewebewerte ausreichend genau. Bisherige FGM-Systeme können daher nicht am Bauch getragen werden, so der Experte. Eine Platzierung am Oberschenkel wäre möglich – allerdings gingen die Sensoren dort in der Studie häufiger verloren.

Viel Fett, wenig Glukose

Wie wichtig die Kalibrierung bei Messungen von interstitiellen Glukosewerten ist, illustriert eine Untersuchung an acht gesunden Männern:³ Bei jeweils vier Schlanken und Adipösen wurde bei einem 150-mg-Glukosetoleranztests mit einer Mikrodialyse-Methode die Gewebeglukosekonzentration gemessen und mit den Plasmawerten verglichen. Bei Schlanken waren die Werte beinahe deckungsgleich, fasste Prof. Dreyer die Ergebnisse zusammen. „Adipöse Patienten haben deutlich verminderte Glukosewerte im subkutanen Fettgewebe.“ Auch wenn in der Studie die Messung am Bauch stattfand, könnte diese Beobachtung auch für andere Körperregionen zutreffen, so der Referent. Für CGM-Systeme spiele dies jedoch keine Rolle – die Geräte werden angelegt und dann geeicht.

Quelle:
³ Enderle B et al. J Diabetes Sci Technol 2018; 12: 341-348

Werden statt FGM Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) eingesetzt, scheint die Situation jedoch eine andere zu sein. Das verdeutlicht eine Untersuchung, an der 88 Patienten mit Typ 1 bzw. Typ-2-Diabetes teilnahmen, die ebenfalls pa­rallel drei Sensoren trugen.² Hier waren jedoch zwei Sensoren am Bauch und ein Sensor am Arm platziert. Verglichen wurden die Sensorenwerte mit kapillären Messungen mit Laborstandard. Bei dem CGM-System schien die Körperstelle, an der der Sensor positioniert war, keinen Einfluss auf die Messgenauigkeit zu haben: Die mittleren absoluten relativen Abweichungen an Bauch (9,6 ± 9,0 % bzw. 9,4 ± 9,8 %) und Arm (8,7 ± 8,0 %) variierten nicht signifikant. Ein Grund für den Unterschied zwischen den Systemen könnte die Kalibrierung sein, die bei vielen CGM-Systemen notwendig ist, erklärte der Referent. Denn diese könnte die Messunterschiede ausgleichen, die subkutanes Fettgewebe im Messareal mit sich bringt – von diesem Phänomen könnten Adipöse besonders betroffen sein. Patienten sollten jedoch unabhängig davon, ob FGM oder CGM genutzt wird, regelmäßig Qualitätskon­trollen durchführen, so der Rat von Prof. Dreyer.

Quellen:
Diabetes Update 2019
¹ Charleer S et al. Diabetes Obes Metab 2018; 20: 1503-1507
² Christiansen MP et al. Diabetes Technol Ther 2017; 19: 446-456