Anzeige

Frauen mit Diabetes Günstigeres Risikoprofil ohne Einfluss auf Gefäßereignisse

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Erhebliche Geschlechtsunterschiede zeigten sich  bei der medikamentösen Therapie. Erhebliche Geschlechtsunterschiede zeigten sich bei der medikamentösen Therapie. © Andrey Popov ‒ stock.adobe.com
Anzeige

Frauen tragen üblicherweise ein geringeres Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen als Männer. Doch dieser geschlechts­spezifische Vorteil gilt offenbar nicht für Patientinnen mit Typ-1-Diabetes.

Das ergab eine erneute Auswertung von Daten zweier Langzeitstudien Studien (DCCT/EDIC*), die Autoren um Prof. Dr. ­Barbara ­Braffett vom George Washington University Biostatistics Center, Rockville, publiziert haben. 

Geringerer Bauchumfang, niedrigerer BMI 

Eingeschlossen waren 1.441 Patienten beiderlei Geschlechts, die zu Beginn der Untersuchung im Mittel 27 Jahre alt waren. Die mittlere Nachbeobachtungszeit lag bei fast 30 Jahren. Bei der Auswertung fiel auf, dass die Diabetikerinnen eine signifikant erhöhte Herzfrequenz und schlechtere HbA1c -Werte aufwiesen. Davon abgesehen jedoch war ihr atherogenes Risikoprofil günstiger als das ihrer männlichen Leidensgenossen: Die Frauen hatten einen geringeren Bauchumfang sowie einen niedrigeren BMI und Blutdruck. Auch die Triglyzeridspiegel waren niedriger bei vergleichbarem LDL- und höherem HDL-Cholesterin. Außerdem erreichten sie häufiger die Zielwerte für Blutdruck (< 130/80 mmHg) und Triglyzeride (< 150 mg/dl).

Trotz dieser vorteilhaften Befunde erlitten die Patientinnen ebenso häufig Gefäßereignisse wie die männlichen Patienten mit Typ-1-Diabetes. Keine Differenz verzeichneten die Studienautoren beim Verlauf der kardiovaskulären Erkrankungen.

Erhebliche Geschlechtsunterschiede zeigten sich allerdings bei der medikamentösen Therapie. Dia­betikerinnen nahmen im Vergleich zu den Männern seltener kardioprotektive Wirkstoffe ein, insbesondere ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten. Auch Lipidsenker wurden im weiblichen Kollektiv weniger häufig genutzt.

Neue Zielwerte speziell für Diabetikerinnen?

Nach Einschätzung der Autoren werden kardiovaskuläre Risikofaktoren bei Typ-1-Diabetikerinnen häufig nicht ernst genug genommen. Es könnte helfen, die Zielwerte für eine gute Einstellung speziell bei ihnen zu überdenken.

*    DCCT: Diabetes Control and Complications; EDIC: Trial/Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications

Quelle: Braffett BH et al. JAMA Netw Open 2022; 5: e2230710;  DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.30710