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Fakenews Hashtag Heuschnupfen

Autor: Dr. Melanie Söchtig

Social-Media-Plattformen bieten die Möglichkeit die öffentliche Krankheitslast zu überwachen, zum Beispiel bei allergischer Rhinitis. Social-Media-Plattformen bieten die Möglichkeit die öffentliche Krankheitslast zu überwachen, zum Beispiel bei allergischer Rhinitis. © Urupong – stock.adobe.com
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Etwa 30 % der Weltbevölkerung sind von allergischer Rhinitis (AR) betroffen. Ein Team um Dr. ­Sebastian ­Sitaru von der TU München ist der Frage nachgegangen, inwiefern sich Daten aus sozialen Medien z.B. für die Entwicklung maßgeschneiderter Aufklärungskampagnen und Präventivmaßnahmen eignen.

Mit einem Marktanteil von etwa 20 % gehört X (vormals Twitter) zu den beliebtesten Social-Media-Plattformen in Deutschland. Unter dem Stichwort Heuschnupfen fanden die Autoren insgesamt 43.965 deutschsprachige Tweets, die zwischen 2018 und 2021 veröffentlicht worden waren. Davon wählten sie nach dem Zufallsprinzip 500 aus, deren Inhalte sie dann manuell analysierten. Ihrer Einschätzung nach stammten 392 (78,4 %) der analysierten Tweets vermutlich von Allergikern.

Viele Tweets während des Birkenpollenflugs

Bei der Auswertung der AR-bezogenen Tweets zeigte sich ein saisonales Mus­ter mit jährlichen Spitzenwerten in den Frühlingsmonaten März bis Mai. Gemittelt über die vier analysierten Jahre stieg die monatliche Anzahl von 223 Tweets im Januar auf einen Spitzenwert von 1.914 im April. Ein Abgleich mit lokalen Pollenflugdaten des Zentrums für Allergie und Umwelt München zeigte, dass die Anzahl der monatlichen Tweets mäßig mit den Gesamt- und stark mit den Birkenpollenwerten in Bayern korrelierte. Ein Zusammenhang zwischen dem Tweetaufkommen und der Temperatur bzw. Niederschlagsmenge in Deutschland konnte nicht festgestellt werden. 

Studienautoren sehen ungenutztes Potenzial

Unter den zehn Accounts mit dem höchsten Tweetvolumen finden sich z.B. die von Nachrichtenportalen, Forschungseinrichtungen, Patientenverbänden und medizinischen Fachkräften. Allerdings machten deren veröffentlichte Tweets nur einen geringen Teil aller AR-bezogenen Tweets aus (0,2–6,7 % pro Account). 

Die Studienautoren sehen darin ungenutztes Potenzial. Soziale Medienplattformen bieten ihnen zufolge die Möglichkeit, nicht nur die öffentliche Krankheitslast zu überwachen, sondern auch das Bewusstsein für Volkskrankheiten wie Heuschnupfen zu verbessern und Fehlinformationen zu minimieren.

Quelle: Sitaru S et al. Allergy 2023; 78: 2777-2780; DOI: 10.1111/all.15787