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Herstellerwechsel bei Antikonvulsiva kann zum Rezidiv führen

Autor: Dr. Alexandra Bischoff

Anders aussehende Tabletten verunsichern vor allem Ältere. Anders aussehende Tabletten verunsichern vor allem Ältere. © iStock.com/Attila Barabas
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Der unkritische Umstieg auf ein wirkstoffgleiches Epilepsiemedikament sollte reiflich überlegt sein. Häufig sinkt dadurch die Adhärenz und insbesondere ältere Patienten, die vorher anfallsfrei waren, haben ein erhöhtes Rezidivrisiko.

Wenn Patienten durch die laufende Behandlung mit Antikonvulsiva weitgehend beschwerdefrei bleiben, werden oft Rufe nach kostengünstigeren Präparaten laut. Doch das meist mühevoll erreichte Therapieziel ist schon bei einem Wechsel zwischen wirkstoffgleichen Präparaten verschiedener Hersteller in Gefahr, seien es Originalpräparate oder Generika. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Universität Erlangen. Das Team um Dr. Johannes D. Lang analysierte die Daten von insgesamt 3530 Epilepsie-Patienten, die zwischen 2011 und 2016 von niedergelassenen Neurologen anonymisiert an die Datenbank von IMS Health übermittelt worden waren.

Anders aussehende Tabletten verunsichern vor allem Ältere

Demnach gehörten anfallsfreie Patienten häufiger zu den Personen, die bei ein und demselben Hersteller blieben. Patienten, die trotz der antikonvulsiven Behandlung weiterhin unter epileptischen Anfällen litten, hatten dagegen öfter gewechselt. Die Wissenschaftler schließen daraus, dass mit einem Wechsel das Rezidivrisiko steigt. Laut einer Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie hängt dies weniger mit den häufig postulierten Schwankungen in der Bioverfügbarkeit zusammen, sondern mehr mit der Adhärenz.

Tipps für die Praxis

  • Unkritische Herstellerwechsel sind insbesondere bei anfallsfreien Patienten möglichst zu vermeiden. Zur Sicherheit auf Rezepten deshalb das Aut-idem-Feld durchstreichen.
  • Bei Neueinstellungen oder (medizinisch) erforderlichen Umstellungen sollte von Anfang an auf den Kostenfaktor geachtet werden.
  • Klären Sie Patienten im Falle eines Wechsels darüber auf, dass eine veränderte Optik von Tabletten und Verpackung keine pharmakologischen Auswirkungen hat. Gleiches gilt bei evtl. nötigem passagerem Herstellerwechsel in der Klinik.
  • Ein Vergleich der Blutspiegel vor und nach dem Austausch kann helfen, die Adhärenz zu überprüfen.

Sehen die Tabletten auf einmal anders aus, kann das vor allem ältere Patienten verunsichern, was zu Einnahmefehlern und somit zu einer suboptimalen Therapie führt. Deshalb empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie den niedergelassenen Kollegen, eine erfolgreiche Pharmakotherapie – egal, ob mit Originalpräparat oder Generikum – zum Wohl des Patienten konstant fortzuführen und nicht leichtfertig beispielsweise auf eine kostengünstigere Alternative umzusteigen. Dass der Apotheker je nach Rabattvertrag ein anderes wirkstoffgleiches Präparat über den Tresen reicht, sollte der Arzt über das Aut-idem-Feld verhindern, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie. Wenn dadurch eine finanzielle Mehrbelastung für den Patienten entstünde, dürfe man dies gleichzeitig aber nicht ignorieren. Der eventuell deshalb notwendige Wechsel sollte allerdings nur durch den behandelnden Facharzt erfolgen und ist in jedem Fall kritisch zu prüfen.

Quellen:
1. Lang JD et al. Ann Neurol 2018; 84: 918-925
2. Stellungnahme Deutsche Gesellschaft für Epileptologie e.V.