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Spirometrie Höhere Mortalität bei unauffälligem Tiffeneau-Index

Autor: Michael Brendler

Auch bei normalem FEV1/FVC-Quotienten kann das Risiko, eine COPD zu entwickeln, erhöht sein. Auch bei normalem FEV1/FVC-Quotienten kann das Risiko, eine COPD zu entwickeln, erhöht sein. © Viktor Koldunov – stock.adobe.com
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Bei bis zu 25 % aller Menschen findet sich in der Spirometrie eine Auffälligkeit, die die Medizin noch nicht so recht einzuordnen weiß.

Die Einsekundenkapazität, FEV1, ist bei den Betroffenen zwar erniedrigt, der Tiffeneau-Index, also das Verhältnis von FEV1 zur forcierten Vitalkapazität (FEV1/FVC), aber normal. Bei einem obstruktiven Lungenleiden würde man eigentlich einen erniedrigten FEV1/FVC-Quotienten erwarten. Preserved ratio impaired spirometry (PRISm) wurde die Auffälligkeit inzwischen getauft, ohne dass ihre Ursache endgültig geklärt wäre.

Es mehren sich aber die Hinweise, dass sie klinisch große Bedeutung hat: So sind schon früher Assoziationen zur Progression einer COPD, zu vermehrten respiratorischen Symptomen, zu einer schlechten Lebensqualität, einem erhöhten kardiovaskulären Risiko und einer erhöhten Gesamtsterblichkeit aufgefallen, berichten Dr. Shuyuan Yang von der Universität Hongkong und Kollegen. Da es bislang keinerlei Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie von PRISm gibt, ist es notwendig, zunächst die Risiken dieser Konstellation systematisch zu erfassen, schreiben die chinesischen Wissenschaftler.

Höhere Gesamtmortalität, insbesondere unter Rauchern

In ihre Datenerhebung flossen acht Studien mit insgesamt 40.699 Probanden ein. Eine Metaanalyse zeigte, dass PRISm mit einer um 71 % höheren Gesamtmortalität verbunden war. Die kardiovaskuläre Mortalität war um 57 %, die respiratorische um 97 % erhöht. Dies galt insbesondere für Raucher. Diese Ergebnisse legen die Vermutung nahe, dass die erhöhte Gesamtsterblichkeit zumindest teilweise durch eine Zunahme der kardiovaskulären und respiratorischen Krankheiten zustande kommt, schreiben die Autoren. Bereits jüngere Untersuchungen wiesen darauf hin, dass PRISm ein Vorläuferstadium einer COPD sein könnte. Auch ein erhöhtes Risiko für Myokardinfarkte wurde schon bei diesen Patienten gefunden – möglicherweise als Folge der durch den erhöhten oxidativen Stress verursachten Myokardhypertrophie. Dr. Yang schließt aus den Ergebnissen der Studie, dass die Pathophysiologie des Phänomens PRISm unbedingt weiter erforscht werden sollte.

Quelle: Yang S et al. Eur Respir Rev 2023; 32: 230135; DOI: 10.1183/16000617.0135-2023