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Eosinophile bei Bronchiektasen Hohe Zellzahl im Sputum geht mit kürzeren Zeiten bis zur Exazerbation einher

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Unklar bleibt, ob eine Senkung der Bakterienlast die Inflammation mindert. Unklar bleibt, ob eine Senkung der Bakterienlast die Inflammation mindert. © Pixelated 275 – stock.adobe.com
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Bei Bronchiektasen könnte die Zahl der Eosinophilen im Sputum zum neuen Biomarker für Exazerbationen werden. Welche Aussagekraft die Titer bei dieser Indikation darüberhinaus noch haben, bleibt offen.

Für gewöhnlich ist die Bronchiektasie eine durch Neutrophile dominierte Erkrankung. Kürzlich wurde jedoch auch ein eosinophiler Subtyp beschrieben. Dr. Amelia Shoemark von der Universität Dundee und Koautoren wollten diese klinische Entität näher charakterisieren und das Potenzial des Biomarkers Eosinophilie im Kontext von Bronchiektasen erforschen. Dafür zogen sie verschiedene Datensets der European Multicentre Bronchiectasis Audit and Research Collaboration heran.

Als erstes konnte in zwei Kohorten eine signifikante, aber nicht ausgeprägte Assoziation zwischen Blut- und Sputum-Eosinophilie gezeigt werden: Die FRIENDS-Kohorte (Facilitating Research into Existing National Datasets) wurde stratifiziert nach folgenden Eosinophilie-Schwellenwerten: < 100/µl, 100–299/µl und ≥ 300/µl.

Unterschiedliches Profil des Mikrobioms

In 22,6 % der Fälle fand sich eine Eosinophilenzahl von ≥ 300/µl. Doch ein Unterschied in der Exazerbationsrate und Mortalität innerhalb von zwölf Monaten wurde zwischen den drei Subgruppen nicht beobachtet.

Mittels 16S-RNA-Sequenzierung konnte in einem anderen Kollektiv für Patienten mit Eosinophilen ≥ 300/µl eine Assoziation mit einem von Streptokokken und Pseudomonas dominierten Mikrobiomprofil gezeigt werden. Bei Patienten mit weniger als 100 Eosinophilen pro Mikroliter fiel ein hämophilus- und moraxellabetontes Mikrobiom auf.

Da die Ergebnisse zur Assoziation zwischen Exazerbationsrate und Eosinophilie in der FRIENDS- Kohorte durch den Einfluss verschiedener Infektionen verfälscht sein könnten, analysierten die Autoren eine Studie mit 144 Patienten, die für diesen Faktor bereinigt war: Es nahmen nur Patienten teil, die eine Antibiose gegen Pseudomonas aeruginosa erhalten hatten. Die Auswertung ergab einen signifikanten Zusammenhang zwischen vermehrten Eos und einem kürzeren Zeitabstand bis zur Exazerbation. Im Vergleich zu Patienten mit einer Eosinophilenzahl < 100/µl hatten diejenigen mit höheren Werten ein deutlich gesteigertes Risiko. Bei einer Eosinophilenzahl zwischen 100/µl und 299/µl betrug die Hazard Ratio 2,38, bei noch höheren Werten 3,99.

Die Ergebnisse von Dr. Shoemark und Kollegen weisen zwar darauf hin, dass die eosinophile Inflammation für manche bronchiektatischen Exazerbationen pathophysiologisch wichtig ist, schreiben Prof. Dr. Dave Singh, Universität Manchester, und Prof. Dr. Chris Brightling, Universität Leicester, in ihrem Kommentar. Ob aber eine Senkung der Bakterienlast die eosinophile Inflammation abschwächen kann, gehe nicht daraus hervor. Auch eine antieosinophile Therapie könnte in einer Subgruppe von Patienten mit Bronchiektasen hilfreich sein. Doch wahrscheinlich dürfen Atemwegsentzündung und mikrobielle Dysbiose nicht isoliert, sondern nur gemeinsam betrachtet werden.

Quellen:
1. Shoemark A et al. Am J Respir Crit Care Med 2022; 205: 894-902; DOI: 10.1164/rccm.202108-1889OC
2. Singh D, Brightling C. Am J Respir Crit Care Med 2022; 205: 860-861; DOI: 10.1164/rccm.202201-0105ED