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Akne und Transpersonen Hormone gehen unter und in die Haut

Autor: Dr. Susanne Gallus

Ein schlechtes Hautbild macht den Betroffenen zu schaffen. Transgenderpatienten haben ohnehin ein höheres Risiko für Depressionen. Ein schlechtes Hautbild macht den Betroffenen zu schaffen. Transgenderpatienten haben ohnehin ein höheres Risiko für Depressionen. © praisaeng – stock.adobe.com
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Es gibt Besonderheiten bei Transgenderpatienten, die im Dermatologenalltag wichtig sind. Cismänner mit testosteronbedingter Akne können z.B. über Antiandrogene ihr Hautbild verbessern. Bei einem Transmann, bei dem die Akne als Folge der geschlechtsangleichenden Hormonbehandlung auftritt, würde ein solches Eingreifen den Erfolg des gesamten Prozesses sabotieren.

Ein Faktor, der zur Entstehung einer hormonellen Akne führt, ist die durch endogene Androgene verursachte Überproduktion von Sebum. Da in den Sebozyten und den dermalen Papillen Androgen- und Östrogenrezeptoren ausgebildet werden, haben beide Hormone einen Effekt auf die Talgdrüsen. Erhalten Patienten eine exogene Testosterontherapie, ist es z.B. sehr wahrscheinlich, dass sich das Hautbild verschlechtert.

Aus diesem Grund ist eine hormonelle Akne ein nicht ungewöhnlicher, aber belastender Nebeneffekt bei einer geschlechtsangleichenden Testosterontherapie, wie sie bei Transgender und nicht-binären Menschen zum Einsatz kommt, betonte Prof. Dr. Carmen Maria Salavastru­ von der Medizinischen und Pharmazeutischen Universität Carol Davila in Bukarest.

Wie läuft die Hormonbehandlung ab?

Die Hormonbehandlung bei einem Transmann oder transmaskulinen Jugendlichen sieht eine Testosterongabe sowie progestationale Substanzen vor. Zukünftige Transfrauen erhalten dagegen Östrogene und androgenreduzierende Hormontherapien z.B. mit Spironolacton.

Die endokrinologische Angleichung besteht aus zwei Phasen. In der Ersten wird die Entwicklung der genuinen sekundären Geschlechtsmerkmale gestoppt – man pausiert sozusagen die Pubertät. „In dieser Zeit können die Jugendlichen sich weiter mit ihrer Geschlechtsidentität auseinandersetzen und sich auch auf den nächsten Schritt vorbereiten“, erklärte Prof. Salavastru. In diesem kommen dann die geschlechtsbestimmenden Hormone hinzu.

Übrigens: Eine exogene Testosterontherapie kommt nicht nur bei Transmännern bzw. transmaskulinen Jugendlichen zum Einsatz. Sie ist auch bei Cismännern mit Hypogonadismus indiziert und wird in manchen Fällen bei der hypoaktiven sexuellen Appetenzstörung eingesetzt.

Akne tritt ein halbes Jahr nach Hormongabe auf

Es gibt keine Studien mit Kindern bzw. Jugendlichen zur Akne unter Testosterontherapie. Studiendaten von Erwachsenen zeigen allerdings, dass die Akne innerhalb von vier bis sechs Monaten nach Behandlungsbeginn entsteht und sich (unbehandelt) über Jahre halten kann. Das betrifft etwa 50–94 % der Menschen, die Testosteron einnehmen, betonte Prof. Salavastru. Die derzeitigen Leitlinien empfehlen daher, diese Patienten innerhalb des ersten Jahres alle drei Monate auf Nebeneffekte wie Akne hin zu untersuchen.

Die Therapiealgorithmen für Akne bei Transgender- spiegeln in weiten Teilen die bei Cisgender­patienten wider. Eine milde bis mittelschwere Akne kann z.B. mit topischen Retinoiden, Benzolperoxid, topischem Dapson, topischen oder oralen Antibiotika behandelt werden. Gibt man Tetrazykline während einer Testosterontherapie, sollte man aufgrund der theoretischen Hepatotoxizität allerdings die Leber gut im Auge behalten, fügte die Expertin hinzu.

Transmaskuline Jugendliche können Östrogen-Gestagen-Präparate (orale Kontrazeptiva) nutzen, da sie nicht nur positiv auf die Akne wirken, sondern auch das endogene Östrogen und die Menstruation unterdrücken, ohne die Testosterontherapie zu behindern. Antiandrogene zur Aknetherapie sind bei der Maskulinisierung allerdings tabu, da sie den gewünschten Effekt der geschlechtsangleichenden Therapie untergraben würden.

Patienten mit einer schweren, nodulären oder therapierefraktären Akne brauchen möglicherweise eine Isotretinointherapie. Das Gute ist: Die Retinsäure wirkt sich laut Studien u.a. positiv auf Depression und Ängste aus – für beide Entitäten haben Transgender ein erhöhtes Risiko. Deshalb muss man auch unbedingt daran denken, die Patienten vor der Therapie auf mögliche psychia­trische Erkrankungen zu screenen. 

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass sich Isotretinoin negativ auf die Wundheilung auswirkt – bis zu einem Jahr nach Therapieende. Das muss unbedingt bei geplanten geschlechtsangleichenden Operationen berücksichtigt werden, betonte Prof. Salavastru. Zudem sollte unter einer Testosterontherapie ein engmaschigeres Lebermonitoring erfolgen.

Ein etwas heikleres Thema, über das aber unbedingt gesprochen werden sollte, ist die Möglichkeit einer Schwangerschaft. „Viele Aknetherapien sind bei einer Schwangerschaft kontraindiziert. Das Risiko sollte vorsichtig mit dem Patienten diskutiert werden“, betonte Prof. Salavastru. Bei testosteronbehandelten transmaskulinen Patienten komme es sowohl zu gewünschten als auch ungewünschten Schwangerschaften.

Transfrauen haben durch Östrogene einen Vorteil

Patienten, die Östrogene nehmen, sehen meistens einen guten Effekt auf die Akne, weil die Sebumproduktion reduziert wird. Spricht das Hautbild darauf nicht ausreichend an, sollte der Endokrinologe hinzugezogen werden, beispielsweise um die Hormondosis anzupassen und um Hyperandrogenämien auszuschließen.

Eine zusätzliche Option bietet die Lichttherapie. Insbesondere blaues Licht scheint die Acne vulgaris zu bessern. PDT und die selektive Foto­thermolyse mit goldmikropartikelhaltigen Topika gelten ebenfalls als effektive und gut verträgliche Therapie für Aknepatienten.

Kongressbericht: 31st EADV Congress