Unbedingt Impfzeitfenster abpassen HPV-Schutz hängt stark vom Impfalter ab
Der Zeitpunkt der Impfung gegen humane Papillomaviren entscheidet über den Grad des Schutzes.
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Nahezu alle Zervixkarzinome werden durch humane Papillomaviren (HPV) verursacht, so Prof. Dr. Carlos Oliveira von der Yale-Universität in New Haven und sein Team. In einer aktuellen Fall-Kontroll-Studie untersuchten die Forschenden die Bedeutung des Alters, in dem die Impfung gegen das Virus vorgenommen wird.
In den USA wird seit 2006 gegen die onkogenen Viren geimpft. Das Advisory Committee on Immunization Practices empfiehlt die routinemäßige HPV-Impfung im Alter zwischen elf und zwölf Jahren, optional bereits mit neun Jahren. In Deutschland gilt die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, Mädchen und Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren gegen HPV zu impfen. Versäumte Impfungen sollen so früh wie möglich, spätestens bis zum Alter von 17 Jahren, nachgeholt werden.
Vakzinierung wird womöglich nicht als dringlich erachtet
In der Praxis herrscht allerdings eine gewisse Impfzögerlichkeit – möglicherweise weil Eltern oder das medizinische Personal die Impfung nicht als dringlich erachten, berichtet das Team um Prof. Oliveira. Es ging daher der Frage nach, ob das Hinauszögern der Impfung deren Schutzwirkung gegenüber Zervixkarzinompräkanzerosen beeinträchtigt.
Das Analysekollektiv umfasste 524 Frauen der Geburtsjahrgänge ab 1981, die zwischen 2010 und 2019 in der Region New Haven County an einem Zervixkarzinomscreening teilgenommen hatten. In 132 Fällen war dabei eine HPV16- oder HPV18-assoziierte zervikale intraepitheliale Neoplasie Grad 2 bis 3 bzw. ein In-Situ-Adenokarzinom diagnostiziert worden. Bei den übrigen 392 Frauen (Kontrollen) lag dagegen ein unauffälliger Pap-Abstrich vor. Die Fall- und die Kontrollpatientinnen ähnelten einander bestmöglich, z. B. bezüglich des Alters oder des Abstrichdatums.
17 % der Fall- und 27 % der Kontrollpatientinnen hatten im Vorfeld eine HPV-Impfung erhalten. Unter Berücksichtigung verschiedener potenzieller Störvariablen (z. B. Alter beim ersten Geschlechtsverkehr, Anzahl der Geschlechtspartner, Rauchen, Ethnizität) betrug die Impfeffektivität 54 %. In der Gruppe der Frauen, welche die HPV-Vakzinierung im Alter von höchstens 18 Jahren absolviert hatten, stellten die Forschenden eine Wirksamkeit von 75 % fest. In der Gruppe der Frauen, die erst als Erwachsene geimpft worden waren, betrug diese dagegen nur 43 %. Die Impfung schützt also am besten gegen hochgradige Vorstufen des Zervixkarzinoms, wenn die erste Dosis während der Adoleszenz verabreicht wird.
Die HPV-Vakzinen haben nur eine präventive, nicht jedoch eine therapeutische Wirkung, betonen die Forschenden. Sie entfalten ihr Schutzpotenzial offenbar nicht vollständig, wenn sie erst im Erwachsenenalter verabreicht werden. Es sei daher unbedingt darauf zu achten, das empfohlene Impfzeitfenster in der frühen Adoleszenz einzuhalten.
Quelle: 1. Oliveira CR et al. Lancet Reg Health Am 2025; 51: 101225; doi: 10.1016/j.lana.2025.101225
2. rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Impfen/Impfungen-A-Z/HPV-Humane-Papillomviren/hpv-node.html